Dachgauben selber bauen

Es gibt unzählige Möglichkeiten Dachgauben selbst zu bauen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es mindestens acht verschiedene Dachgaubenformen gibt und mindestens 12 Dachformen, auf die man sich einstellen muss.

In diesem Artikel werde ich dir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung an die Hand geben, mit der du eine Dachgaube selbst bauen kannst. Ich werde dir zusätzlich bei jedem Schritt einige Insidertipps an die Hand geben, die wir als Zimmerer einsetzen.

Aber: bist du dir sicher, ob du das überhaupt kannst und darfst?

Warum diese Frage?

Das erste Problem: eine Dachgaube ist ein großes Bauvorhaben, das man nicht einfach mal so schnell umsetzen kann. Handwerkliches Geschick und Sicherheit sind das A und O für solch ein Bauprojekt.

Und: die Baugenehmigung. Diese wird in den meisten Bundesländern gefordert. Die Genehmigung vom Bauamt bekommt man nur mit Plänen, die von einem Fachmann eingereicht wurden.

Hast du das?

Gut, dann kann es losgehen …

Disclaimer: Wie bei allen Bauvorhaben empfehle ich grundsätzlich die Mitwirkung eines Architekten, Bauingenieurs und/oder eines Statikers. Da ich Länder übergreifend schreibe, kann das Ganze variieren. Du solltest dich bei deinem Bauamt informieren, ob und inwieweit du die erwähnten Fachleute einsetzen musst.

Schritt 1: Gaubenwahl

Der erste Schritt ist die Auswahl der Dachgaubenform. Das ist ein essenzieller Punkt.

Warum?

Je nach Gaubenart unterscheidet sich der Preis der Materialien und der Arbeitszeit erheblich. Ob du eine einfache Schleppgaube oder eine Walmgaube mit First baust: Der Unterschied ist immens.

Ganz zu schweigen von einer Fledermausgaube. 🙂

Um einen kleinen Überblick über die einzelnen Gauben zu bekommen, kannst du dir noch einmal diesen Beitrag genau durchlesen.

Ich gehe einfach mal von der einfachsten Gaubenform aus: die Schleppgaube. Mit diesem Beispiel möchte ich jeden einzelnen Schritt genau durchgehen.

Schritt 2: Größe

Noch etwas, das du dir im Vorfeld überlegen solltest: wie groß soll die Gaube eigentlich werden?

Ich habe in diesem Kosten-Beispiel eine Schleppgaube mit dem gleichen Aufbau, aber mit unterschiedlichen Größen gegenübergestellt. Die Unterschiede sind enorm. Ein paar Meter mehr können locker 3.000 € bis 4.000 € mehr kosten.

Auch wenn der Preis keine so große Rolle spielt, ist der Punkt der Größe trotzdem noch ein wichtiger Punkt.

Denk an die Dachform!

Was meine ich damit? Du kannst nur auf geraden Dachflächen eine Gaube konstruieren, sobald du in den Kehl- oder Gratbereich kommst, wird es sehr schwer und du bekommst garantiert Probleme.

Ein weiterer nicht unwichtiger Punkt: Zwischen Firstbereich und Gaubenknick sollten mindestens zwei Ziegelreihen Platz haben. Ansonsten wird es schwierig, den Firstbereich ordentlich dicht zu bekommen.

Es ist also wichtig, dass du dir im Vorfeld die Größe festlegst.

Schritt 3: Materialliste und Werkzeuge

Planung und Vorbereitung ist der halbe Bau. Deswegen empfehle ich dir folgende Materialien im Vorfeld zu besorgen:

  • Konstruktionsholz für die neue Gaube
    • Pfosten
    • Wandpfette
    • Sparren
    • Wechsel
    • Schwellenholz
    • Pfosten für den Wangenbereich
  • Zwischensparrendämmung
  • Unterspannbahn
  • Konterlattung
  • Dachlattung für die Ziegel
  • Aufsparrendämmung
  • Schrauben
  • Nägel
  • Fenster
  • Lattung für den Innenausbau
  • Holzverschalung oder Gipsplatten für den Innenausbau
  • Ersatzziegel für die Anschlüsse und den Ortgang
  • Dampfbremse
  • Klebeband für die Anschlüsse (Dampfbremse und Unterspannbahn)

Achtung!

Wenn du dir beim Bau einer Gaube unsicher bist, dann solltest du unbedingt einen Statiker, Architekten oder Zimmerer mit ins Boot holen. Die Gefahr, dass etwas schiefgehen kann, ist recht groß. Zum Beispiel beim falschen Einbau der Dämmung oder Dampfbremse. Wenn man hier nicht aufpasst, kann das zu einem Rückbau führen und du landest schnell beim doppelten vom ursprünglichen Preis.

Schritt 4: Das Abdecken

Der nächste Schritt: die Dachfläche so großzügig abdecken, dass man gut arbeiten kann. Ich bevorzuge es mindestens 1 bis 1,50 m von der fertigen Dachgaube abzudecken. Damit hat man deutlich mehr Platz zum Arbeiten.

Beim Abdecken muss man auch darauf achten, dass man genügend Platz hat, um den Wechsel einzubauen.

Was meine ich damit?

Wenn man einen Wechsel einbauen muss, dann geht man zu dem nächstgelegenen Sparrenpaar. Bis zu diesen Sparren muss man abdecken, um ordentlich arbeiten zu können.

Zum besseren Verständnis habe ich eine Satteldach-Zeichnung angefertigt:

An diesem Beispiel sieht man gut, welche Elemente bzw. Bauteile die tragende Rollen spielen. Bei einem Satteldach ist das die Schwelle, die Firstpfette, der Pfosten und die Sparren.

Je nach Bauform kann das jedoch abweichen. Während man bei diesem Pfettendach ein Sparren ohne Weiteres abschneiden kann, muss man bei einem Sparrendach oder einem Kehlbalkendach extrem vorsichtig sein (Falls du mehr darüber wissen möchtest, dann empfehle ich dir die Artikel zum Kehlbalkendach und zum Sparrendach).

Schritt 5: Wechsel-Einbau und Pfosten setzen

Beim nächsten Schritt wird die Grundlage einer Gaube gelegt: der Wechsel und die Pfosten. Diese Elemente sind die tragenden Elemente der Gaube.

Aus dem Grund sollte man sich vor allem beim Wechsel und den Pfosten Zeit lassen und diese so genau wie möglich einbauen.

Wechselbalken

– was bedeutet das eigentlich?

tl;dr

Ein Wechsel im Zimmererhandwerk ist ein horizontaler Holzbalken, der in Dach- oder Wandkonstruktionen eingebaut wird, um diese zu stabilisieren und zu verstärken. Er dient als Auflage- oder Befestigungspunkt für weitere Bauelemente, insbesondere für Dachlatten, auf denen dann die Dachziegel oder andere Dacheindeckungen befestigt werden. Der Wechsel trägt somit zur Lastverteilung und zur strukturellen Integrität der gesamten Konstruktion bei.

Synonyme:

Wechsel

Der Wechsel wird in der Regel mit Balkenschuhen befestigt. Alternativ wären Holzverbindungen (wie zum Beispiel eine Schwalbenschwanzverbindung), die jedoch sehr viel aufwendiger sind.

Schritt 6: Wandpfette und der erste Sparren

Im nächsten Schritt wird die Wandpfette montiert. Sofern man Zapfen und Zapfenlöcher nutzt, ist die Montage sehr einfach. Für Sogkräfte empfiehlt es sich eine zusätzliche Lochplatte (für den Pfosten und Pfette) anzubringen.

Was bedeutet „Sparren“? tl;dr

Dachsparren“ oder auch einfach „Sparren“ sind Konstruktionshölzer, die die Dachhaut tragen und vom First bis zur Traufe verlaufen. Sparren können je nach Konstruktion unterschiedlich angeordnet werden. Typisch ist jedoch die rechtwinklige Anordnung zum Firstbalken bzw. Schwellenholz.

Dachsparren liegen auf zwei oder mehreren Punkten auf. Je nach Konstruktion und Design kann ein Dachsparren auch einen Kragarm haben.

Sofern der Sparren rechnerisch ermittelt wurde und die Maße alle stimmen, muss man einfach die Kerve sauber an die Pfette montieren und mit einem Sparrennagel oder einer Schraube befestigen. Alternativ kann man auch einen Sparrenanker nutzen.

Schritt 7: Sparren und Gaubeneckpfosten

Bei diesem Schritt werden alle Sparren angebracht. Dabei ist noch zu beachten, dass man eine genaue Einteilung hat. Das ist für den weiteren Verlauf und Montage der einzelnen Bauteile ein wichtiger Faktor.

Außerdem sollte man darauf achten, dass das Lichte Maß eines Sparren nicht zu groß ist. In der Regel wählt man ein Maß von 60 cm bis max. 75 cm.

Warum?

Zum einen muss man die Klemmwirkung für die Zwischensparrendämmung beachten. Ist der Abstand zu groß, dann können die Sparren die Dämmung nicht „einklemmen“. Eine Wärmebrücke entsteht und damit steigt die Gefahr der Schimmelbildung.

Ein anderer Grund ist die Spannweite für die Dachlatten. Je größer die Sparrenabstände sind, desto größer ist, muss die Dachlatte sein. Das ist nicht nur teurer, sondern auch sehr viel aufwendiger.

Fazit: achte auf eine Sparreneinteilung von ca. 65 cm bis 75 cm (je nach Sparrenbreite kann das natürlich abweichen).

Als Nächstes müssen die Gaubeneckpfosten montiert werden. Dieser Schritt ist wichtig, um später die Dämmung und das Blech an der Gaubenwange zu befestigen.

Je nach Konstruktion müssen weitere Gaubenwangen Pfosten eingeteilt werden. Beispiel:

Schritt 8: Dämmung und Dacheindeckung

Beim letzten Schritt wird das Dach und die Gaube wieder „geschlossen“. Je nach Bauweise muss im Vorfeld eine Dampfbremse eingebaut werden. Die Dach- und Gaubenfläche wird ausgedämmt. Danach wird die Unterspannbahn, die Konterlattung und Lattung montiert.

Ganz zu Schluss werden die Gaubenwangen mit Blech verkleidet und die Ziegel an die Gaube angepasst.

Fazit

Eine Dachgaube selbst zu bauen, ist nicht schwer. Aber es erfordert trotzdem einiges an fachlichem Know-how. Wenn du die Hinweise und Tipps beachtest, dann wirst du lange Freude an deiner Gaube haben.

Der wohl wichtigste Schritt ist die Wahl der Gaubenform. Je nach Wahl kann man vieles selbst machen. Wenn man etwas Spezielles haben möchte, wird es jedoch sehr kompliziert.

Falls du dir unsicher bist, dann empfehle ich dir einen Fachmann in deiner Nähe. Da bist du auf der sicheren Seite und die zuständige Zimmerei muss für eventuelle Schäden aufkommen.

Hey, ich bin Samuel. Schön, dass du da bist. Als gelernter Zimmerer und leidenschaftlicher Handwerker beschäftige ich mich gerne mit Fragen rund ums Handwerk. Auf meinem Blog „BAUBEAVER“ teile ich mein Wissen mit dir. Weiterlesen …

24 Gedanken zu „Dachgauben selber bauen“

  1. Vielen Dank für die wertvollen Ausführungen zum (Selbst-) Bau einer Dachgaube.
    Eine Frage zu:
    Schritt 7,
    Sparren und Gaubeneckpfosten
    Kann die Gaube (zB. auch mit den Gaubeneckpfosten) nicht auch AUF der Fußpfette stehen, statt wie dort dargestellt HINTER der Fußpfette? Was spricht dagegen?
    Vielen Dank
    Roland

    Antworten
    • Hallo Roland,

      ja, es ist durchaus möglich, die Gaube bzw. die Gaubeneckpfosten direkt auf der Fußpfette zu positionieren. Dabei solltest du jedoch beachten, dass die Sparren, je nach vorhandenem Dachvorstand, ausreichend stabilisiert werden müssen. Viele Konstruktionen beinhalten einen Kniestock, und in solchen Fällen wird diese Art der Konstruktion in der Regel angewendet. Wichtig ist, dass die Lasten der Gaube korrekt auf den Boden übertragen werden. Meine Empfehlung setzt voraus, dass der Boden stabil genug ist, um diese Lasten zu tragen.

      Grüße,
      Samuel

      Antworten
  2. Hallo.

    ich habe eine Baugenehmigung für eine Schleppgaube und möchte die nicht unbedingt allein bauen, allerdings bin ich vom ersten Angebot etwas geschockt. nachdem bei der Erstellung der Baugenehmigung noch von einer Satteldachgaube und 15T€ gesprochen wurde ist es nun aus statischen Gründen eine Schleppgaube mit 25T€. Preiserhöhungen sind ja eingeplant gewesen aber nicht in der Form. Lohnt sich das überhaupt noch? Die Gaube bringt 8qm Wohnfläche. Allerdings kann ich auch schwer drauf verzichten, da dort ein Kinderzimmer entstehen soll.
    VG

    Antworten
  3. Hallo zusammen,

    finde hier wieder keinen Hinweis darauf, dass sich dass auf jeden Fall ein Statiker ansehen sollte.
    Ist sogar vorgeschrieben.
    Oder kann mittlerweile jeder handwerklich begabte berechnen welche Ausnutzung Sparren und Pfetten usw. aufgrund von Eigenlasten, Wind und Schnee haben?
    Und somit dann auch eine Aussage darüber treffen ob die Sparren, die zusätzliche Lasten durch Wechsel bekommen, diese auch aufnehmen können?

    Antworten
    • Hallo Reiter,

      erstmal: Warum „wieder“? In deinem letzten Kommentar hast du nicht richtig gelesen 😉

      Und ja: Ich empfehle immer einen Statiker mit ins Boot zu holen. Das schreibe ich immer wieder und ich selbst würde so eine Aussage nie treffen (obwohl ich das KnowHow habe).

      Antworten
  4. In ihren Zeichnungen ist ein Sparrendach dargestellt.
    Mein Statiker sagt eine Auswechslung bei einem Sparrendach ist nicht möglich.Es muß die gesamte Dach-
    hälfte erneuert werden. Sehen sie das auch so?
    Fertigen sie auch Ausführungspläne, wenn ja zu welchen Konditionen.

    Antworten
  5. ich überlege gerade anstatt Dachfenster 1x kleine Dachgaube zu bauen
    Dachneigung ca. 15°,
    Breite ca. 1100mm,
    Fenster 1000 x 1000 mm
    Material/Werkzeuge usw. vorhanden

    Antworten
  6. Wir sind auch grad dabei unser Dach neu zu gestalten. Da kommt dieser Beitrag gerade recht. Die Ideen und Tipps sind auf jeden Fall sehr hilfreich.

    Antworten
  7. Hallo Samuel,
    ich plane eine bestehende Schleppdachgaube zu verbreitern. Den Bauantrag habe ich gestellt. Zeichnungen etc. sind eingereicht. Nun muss ich zum Baubeginn eine statische Planung und einen Wärmeschutz für die Gaube beibringen. Wer erstellt mir das? Machst Du das ? Kann das ein Zimmermann-meister? Die bestehende gaube ist ca. 370cm breit und soll um ca. 140cm verbreitert werden. Außerdem ist geplant den neuen Gaubenteil weiter nach vorne in Richtung Dachrinne/Außenmauer zu vertiefen. ca. 60cm. Vielen Dank für die interessante Seite und die Tipps.

    Antworten
  8. Hallo Samuel,

    vielen Dank für Deinen Artikel. Ich bin gelernter Zimmermann und Berufsschullehrer für Dachdecker. Deine Informaionen kann ich gut in meinen Unterricht einbauen. Die Schüler sollen nämlich eine Schleppdachgaube planen, zeichnen und Holz- und Materiallisten dazu erstellen. Auch Deine Angaben zum Preis von Gauben sind für meine Schüler interessant.

    Viele Grüße

    Dirk

    Antworten
  9. Hallo Samuel, Dein Artikel ist sehr hilfreich, toll ! Ich habe folgendes Probelm, meines Vaters Haus steht seit 1969 inkl Gaube, die ist wie auf Deinen Zeichungen eingebaut. Jetzt habe ich an der Innenwand unterhalb des Wechsel einen Wasserfleck in der Größe einer Schreibtischauflage. Dieser Fleck, bei Regen nass /feucht ist klar begrenzt. Die Gaube ist in westlicher Richtung (Wetterseite) kann Du mir einen Tipp geben wo evtl. die Undichtigkeit sein könnte. Könnte es an der Verbleiung unterhalb des Fensters liegen oder an der Verkleidung?
    Ich weiß es ist schon in die Jahre gekommen, aber laut Schorsteinfeger ist das Dach noch top und, O-Ton: Hält noch 20 Jahre, nur die Gaube macht mir Sorgen.
    Über eine Antwort würde ich mich freuen und verbleibe mit freundlichem Gruß
    U. Binkhoff

    Antworten
    • Hallo Uwe Binkhoff,

      danke für deine Anfrage. Das ist gar nicht so leicht zu beantworten 🙂

      Grundsätzlich könnten es alles mögliche sein. Ein so altes Dach hat keine Unterspannbahn, es könnte an einem Blechdach liegen, Tauwasser ist ein Thema, ect… Ich würde am Ende einen Gang zum Fachmann empfehlen.

      Antworten
  10. Hallo Samuel,

    Respekt. Gute Einführung in die Gaube. Ich habe gerade ein älteres Haus gekauft mit einer Gaube im Dachstuhl. Die Gaube zeigt Feuchtigkeitsschäden. Dank deiner guten Einführung habe ich eine Orientierung, wo ich ansetzen kann.

    Antworten
  11. Hallo, erst einmal vielen Dank für diesen tollen Artikel! Ich möchte bei meinem Kehlriegel Dach eine vorhandene Gaube erweitern und von Flach auf Schleppdach umbauen nun sind zwei Sparren bereits mittels Wechsel und Auflage schon raus. Ich möchte bei der Erweiterung keinen zusätzlichen Sparren weg nehmen sondern das Schleppdach auf die Sparren rechts und links legen. Halten die Sparren das aus? Laut Statik könnte ich sogar noch einen entfernen, will ich aber nicht. Danke im voraus.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Yannis Jantos Antworten abbrechen