Das 1×1 für gutes Schnitzwerkzeug

Du möchtest beginnen zu schnitzen? Mit diesem alten Kunsthandwerk wirst du viele schöne Gegenstände herstellen können.

Was benötigt ein Schnitz-Anfänger allerdings an Schnitzwerkzeug?

In diesem Beitrag zeige ich dir, was die wichtigsten Schnitzwerkzeuge sind. Auch wichtige Halterungen zur Hilfe beim Schnitzen stelle ich dir vor.

Außerdem helfe ich dir zwischen den verschiedenen Messer zu unterscheiden. Allgemeine Infos findest du in meinem Beitrag Schnitzen für Anfänger.

Allgemeines zum Schnitzwerkzeug

Schnitzwerkzeug gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Größen.© pixabay | CC0 1.0 Universal
Schnitzwerkzeug gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Größen.

Schnitzer bezeichnen ihr Werkzeug ganz unterschiedlich. Andere Bezeichnungen für Schnitzwerkzeug sind:

  • Schnitzbeitel
  • Schnitzmesser
  • Schnitzeisen
  • Eisen

Es gibt über 1000 verschiedene Schnitzmesser. Man unterscheidet sie in der Breite und der Schneidenform.

Die Schnitzmesserbreite variiert zwischen 0,5 und 80 mm.

Die Schneidenform wird in vier Hauptformen eingeteilt. Es gibt:

  • Flacheisen
  • Rundeisen
  • Eisen in V-Form
  • Eisen in U-Form

Die Schneidenform bezeichnet der Schnitzer als „Stich“.

Was bedeutet das?

Wenn du ein Schnitzmesser senkrecht in ein Stück Holz drückst, entsteht ein entsprechender Abdruck. Dieser Abdruck nennt sich Stich. Je nachdem, welche Form das Eisen hat, entsteht ein anderer Abdruck oder Stich im Holz.

Die Klinge eines Schnitzeisens gibt es in gerader Ausführung. Manchmal ist sie aber auch gebogen oder gekröpft.

Manche Schnitzer nutzen lieber Schnitzmesser mit konvexen oder konkaven Klingen. Teilweise kommt auch das Kiridashi-Kogatana zum Einsatz.

Wusstest du schon?

Ein Kiridashi-Kogatana ist ein Schnitz- und Furniermesser aus Japan. Das Messer hat eine flache Spiegelseite. Dadurch kann man damit beim Schnitzen eine fast komplett ebene Oberflächen erzeugen.

Schnitzwerkzeug für Holz

Hier möchte ich dir einen kleinen Überblick über die wichtigsten Schnitzwerkzeuge geben. Zusätzlich zeige ich dir, wozu die verschiedenen Werkzeuge genutzt werden.

Das Balleisen

Balleisen haben immer eine flache, komplett gerade Schneide. Interessanterweise werden gerade damit Rundungen geschnitzt.

Damit ist es allerdings nicht möglich, flach in einen geraden Block Holz zu schneiden. Dann reißen automatisch die Fasern des Holzes neben dem schneidenden Eisen.

Das Flacheisen

Sehr häufig genutzt werden Flacheisen. Diese ähneln dem Balleisen, haben allerdings eine leichte Höhlung.

Diese Schnitzwerkzeuge kann man sowohl für flache Schnitzarbeiten, als auch für Rundungen nutzen.

Gerade auch Anfänger sind mit diesem Werkzeug gut bedient, da es sehr vielseitig einsetzbar ist.

Das Hohleisen

Hohleisen haben eine noch stärkere Höhlung als das Flacheisen. Somit kann man in einem Zug noch tiefer in das Holz schneiden.

Deshalb stellt man mit Hohleisen hauptsächlich Höhlungen und Vertiefungen her.

Der Bohrer

Der Bohrer hat seinen Namen von seiner fast runden Klinge. Die Höhlung ist sehr stark u-förmig. Man kann somit noch mehr Holz mit einem Schnitt wegnehmen.

Beim Herstellen von Figuren nutzen Schnitzer oft Bohrer zum Vorschnitzen. So können sie schnell, viel Material abtragen.

Das Blumeneisen

Beim Blumeneisen ist die Klinge zum Schaft hin verjüngt, wird also schmaler.

Bei manchen Schnitzarbeiten ist der Platz zum Ausarbeiten der filigranen Muster sehr eng. Das Blumeneisen sorgt dabei für mehr Bewegungsfreiheit.

U-förmige Werkzeuge

Diese Werkzeuge sind in einer U-Form gebogen.

Mit u-förmigen Schnitzwerkzeugen können leicht starke, aber filigrane Vertiefungen erstellt werden. Dazu gehören beispielsweise Augen und Haare von Figuren.

V-förmige Werkzeuge

Diese Schnitzeisen nennt man in der Umgangssprache auch „Geißfuß“.

Auch dieses Werkzeug ist perfekt zum Ausschnitzen von Haaren oder anderen dünnen Kanten einsetzbar.

Der geschweifte Geißfuß wird gerne zum Schnitzen von Fingerzwischenräumen genutzt. Er verfügt über geschwungene Zwischenräume.

Typisch für v-förmige Werkzeuge sind Winkel mit 35°, 45°, 55°, 60° und 90°.

Andere Schneidenformen

Wenn du professioneller Schnitzer bist, kennst du sicher auch die etwas außergewöhnlicheren Schneidenformen. Dazu gehören dies viel Schnitzeisen:

  • Kanaleisen
  • Schallereisen
  • Macaronieisen
  • Backeronieisen

Hammer und Klopfholz

Der Schnitzer arbeitet nicht nur mit seinen Schnitzeisen.

Bei großen Arbeiten wird meist auch ein Hammer oder ein Klopfholz oder Klüpfel genutzt. Damit kann schneller und mit mehr Kraft gearbeitet werden.

Dabei wird das Eisen in der linken Hand gehalten. Mit dem Hammer oder Klopfholz wird mit der rechten Hand auf die Rückseite des Eisens – das Heft – geschlagen. So wird die Klinge durch das Holz getrieben.

Traditionelle Klüpfel bestehen aus Hartholz. Es gibt allerdings auch Klüpfel deren Schlagflächen mit Polyurethan oder Bronze besetzt sind.

Der Vorteil von Polyurethan ist seine Elastizität. Damit besetzte Klopfholz schonen die Hefte der Schnitzeisen.

Bronzeklüpfel sind einfach zu führen. Das Metall hat eine hohe Masse und kann deshalb bei gleichem Gewicht kleiner ausgeführt werden. Meist werden Bronzeklüpfel bei kleinen Arbeiten an hartem Holz eingesetzt.

Schnitzeisen schärfen

Schnitzeisen müssen immer sehr scharf sein. Sind sie das nicht, musst du viel mehr Kraft aufbringen. Außerdem ist das Ergebnis nicht so schön.

Hergestellt sind die Eisen aus hoch kohlenstoffhaltigem Stahl. Deshalb haben sie eine hohe Härte.

Die Werkzeuge müssen allerdings nicht ständig neu geschliffen werden. Meist reicht es, die Eisen mit Polierpaste auf einem Leder abzuziehen.

Du kannst auch Schwabbelscheiben zum Abziehen nutzen. Damit wird etwas mehr Material abgetragen. So kannst du schneller weiterarbeiten. Allerdings entsteht so auch ein höherer Verschleiß.

Wenn allerdings die Schneide langsam rund wird, muss komplett neu angeschliffen werden.

Deshalb jetzt zum Schleifen an sich:

Das Geheimnis des Schleifens von Schnitzeisen liegt in dem Winkel, der geschliffen werden muss. Zusätzlich wird eine Außenfase angeschliffen.

Bei weichen Hölzern muss ein Winkel von ca. 20° eingehalten werden. Bei harten Hölzern gilt ein Winkel von 30°.

Du kannst entweder von Hand oder mithilfe elektrischer Schleifmaschinen die Eisen schleifen. Zum Schleifen von Hand kannst du Öl- oder Wassersteine nutzen.

Die meisten Schnitzer schärfen ihre Messer allerdings an elektrischen Schleifmaschinen. Dabei musst du ganz besonders auf die Temperatur achten, die dabei entsteht.

Wenn du Ausbrüche in der Schneide bemerkst, solltest du diese, wenn möglich, komplett wegschleifen.

Die Schneide deines Schnitzmessers ist sehr dünn. Durch die hohe Reibungshitze kann sie leicht ausglühen.

Deshalb empfehle ich nur Nassschleifmaschinen. Deren Schleifstein dreht sich nur relativ langsam und wird permanent in Wasser getränkt.

Das reduziert einerseits die Reibungshitze. Andererseits entstehen auch weniger Funken. Das bedeutet weniger Brandgefahr für deine Werkstatt.

Halterungen zum Schnitzen

Beim Arbeiten mit den scharfen Schnitzeisen besteht natürlich auch ein hohes Verletzungsrisiko. Deshalb gelten generell folgende Sicherheitshinweise:

  • Arbeite immer vom Körper weg.
  • Arbeite nur mit scharfen Werkzeugen. Damit musst du weniger Kraft aufbringen.

Wenn du dein Werkstück zusätzlich gut fixierst, kann das Risiko stark vermindert werden. Wie du das anstellen kannst, zeige ich dir jetzt.

Der Schnitzgalgen

Beim Schnitzen von Figuren werden Schnitzgalgen zum Befestigen genutzt.

Ein Schnitzgalgen besteht aus zwei Harthölzern. Verbunden sind diese mit einem beweglichen Gelenk. Dieser Galgen wird normalerweise an einer Hobelbank eingespannt.

Die Figur bekommt am Boden ein Loch, in das eine Figurenschraube gedreht wird. Mit dieser Schraube kannst du die Figur auf dem Schnitzgalgen befestigen.

Wusstest du schon?

Die Figurenschraube hat ein konisches Gewinde, das man in den Figurboden schraubt. Durch die konische Form hält die Schraube besser im Holz. Auf das normale Gewinde der anderen Seite schraubt man eine Knebelmutter.

Die Knebelmutter erleichtert das schnelle Lösen der Figur während der Bearbeitung.

Rahmen mit Keilen

Beim Erstellen von Reliefs aus Holz verwendet man Rahmen mit Keilen. So kannst du die zu bearbeitende Holzplatte einfach einspannen.

Möglich ist auch das Festschrauben auf einer anderen Holzplatte.

Holzleim

Wenn du sehr kleine Teile schnitzt, kannst du sie auch auf ein anderes Brett leimen.

Das musst du allerdings mit verdünntem Holzleim machen. So kannst du das fertig gestellte Stück danach vorsichtig mit einer Spachtel von dem Brett lösen.

Ohne Halterung

Professionelle Schnitzer arbeiten trotz der dadurch erhöhten Verletzungsgefahr ohne Halterung. Das ist für Anfänger auf jeden Fall nicht zu empfehlen.

Um eine kleine Figur in der Hand zu schnitzen, bedarf es einer ruhigen Führung des Schnitzeisens.

Bei Kerbschnitzereien wird das Werkstück teilweise auf einer Platte fixiert, und teilweise auf dem Oberschenkel aufgelegt. Dabei wird der Daumen auf dem Werkstück als Stütze genutzt. So wird die Verletzungsgefahr auch um einiges niedriger.

Wo kann man Schnitzwerkzeug kaufen?

Schnitzwerkzeug bekommst du in Baumärkten wie Obi oder Hornbach.

Noch einfacher ist es natürlich, die Werkzeuge über das Internet, zum Beispiel über Amazon nach Hause liefern zu lassen.

Ich empfehle dir dabei zum Beispiel hochwertiges Schnitzwerkzeug von Kirschen. Ich habe damit bereits gute Erfahrungen gemacht.

Fazit

Die Palette an Schnitzwerkzeug ist also sehr groß. Je nachdem, was du schnitzen möchtest, kannst du dir nun ein Werkzeug heraussuchen.

Achte darauf, auch als Anfänger kein Billigwerkzeug zu kaufen. Du wirst damit keine Freude, sondern nur Ärger haben.

Wenn du gerne wissen möchtest, welches Holz sich zum Schnitzen eignet, kannst du in diesem Beitrag nachschauen. In dem Beitrag Schnitzen für Anfänger helfe ich dir dann direkt durchzustarten.

Viel Erfolg beim Schnitzen!

Hey, ich bin Samuel. Schön, dass du da bist. Als gelernter Zimmerer und leidenschaftlicher Handwerker beschäftige ich mich gerne mit Fragen rund ums Handwerk. Auf meinem Blog „BAUBEAVER“ teile ich mein Wissen mit dir. Weiterlesen …

8 Gedanken zu „Das 1×1 für gutes Schnitzwerkzeug“

  1. Wenn Sie alles haben, was Sie für die Vorbereitung von Teilen zum Schnitzen benötigen, müssen Sie einen Werkzeugsatz individuell für Feinarbeiten zusammenstellen. Die Basis eines solchen Bausatzes ist ein Satz hochwertiger Schnitzwerkzeuge für Anfängern verschiedener Formen, Größen. Es gibt zwei Möglichkeiten: ein mittleres Set von 8 bis 12 Teilen zu kaufen, oder ein oder zwei Stücke von Qualitätswerkzeugen zu kaufen, die für die Beherrschung einer bestimmten Technik oder eines Schnitzschemas fehlen.

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  2. Guten Tag Herr Schneider

    Ich habe zu Ihrem Bericht (Das 1×1 für gutes Schnitzwerkzeug) eine Frage.
    Meine Tochter (1 Jahr 10 Monate) liebt die Biene Maja abgöttisch.
    Ich habe Ihr ein Bänkchen aus Fichten Holz gebaut und möchte dies gern mit einer Biene Maja verzieren.
    Ich wollte ein Fichte Brett mit den Abmaßen 300x300x16 verwenden, hierdrauf wollte ich gern eine Maja schnitzen. Besser gesagt, die Umrisse schnitzen. Diese sollten so 2-3mm tief sein.
    Was für ein Schnitzwerkzeug sollte ich dafür am besten verwenden?
    Ich bin Laie was das Schnitzen angeht.

    Auf Ihre Antwort freu ich mich.

    Mit freundlichen Grüßen
    Stefan Herrmann

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