Flachdach

„Es gibt nur zwei Arten von Flachdächern, solche die schon undicht sind, und die anderen, die es noch werden.“

Das ist die weitläufige Meinung über diese Dachart. Aber, stimmt das denn?

Nicht immer!

Ich zeige dir in diesem Artikel, welche Flachdächer undicht werden und was die Vor- und Nachteile dieser Bauart sind.

Ein Dach für Genießer – warum?

Flachdächer sind keine neue Erfindung. Schon in der Antike wurde diese Dachform genutzt. Heute hat das Flachdach einen neuen Aufschwung bekommen.

Warum sollten gerade Menschen die das Leben genießen möchten einen Blick auf diese Dachform werfen?

Genießer kommen bei einem Flachdach voll auf ihre Kosten.

Genauer gesagt, AUF einem Flachdach.

Und da kommen wir auch schon zum ersten der drei Vorteile eines Flachdaches:

Vorteil Nr.1: Es ist ausbaufähig

Das Flachdach hat einen enormen Vorteil das es von allen anderen Dächern abhebt:

Man kann darunter UND darauf leben.

Meist beginnt der Bau mit dem Haus darunter. Aber später wird noch so manches andere auf das Dach gebaut. Was zum Beispiel?

Möglichkeiten ein Flachdach zu nutzen sind beispielsweise:

  • Der Bau einer Dachterrasse, auch möglich mit Swimmingpool
  • Platz für: technische Aggregate wie Klimaanlagen
  • Platz für Solaranlagen
  • Der Bau eines Sport oder Spielplatzes
  • Der Bau eines Parkdecks, besonders auf öffentlichen Gebäuden

Besonders die Möglichkeit einer Dachterrasse ist für Genießer ein guter Grund für ein Flachdach. Dort oben lassen sich warme Sommerabende auf ganz besondere Weise genießen.

Wusstest du schon?

Da Dachterrassen oft die gesamte Hausfläche einnehmen, ist der nutzbare Platz meist enorm. Mit großen Pflanzen kann diese riesige Fläche wunderbar gegliedert werden.

Solche Pflanzen verhindern, dass die aufgestellten Möbel verloren herumstehen oder die Terrasse kahl wirkt.

Teile die komplette Terrasse am besten erst einmal Bereiche ein. Hier ein paar Beispiele:

  • Essen
  • Sitzen
  • Sonnenbaden und Schwimmen

Danach kannst du diese Bereiche mit großen Pflanzen wie Bambus oder Gräser in großen Kübeln abtrennen. Das grün dieser Pflanzen allein wirkt schon entspannend.

Denke bei großräumigen Terrassen auch an große Möbel und vergesse nicht einen Sonnenschutz zu installieren.

Vorteil Nr.2: Besonderer Lichteinfall

Du genießt das Leben lieber IN deinem Haus?

Auch dann bietet dir ein Flachdach ein besonderes Highlight:

Lichtkuppeln

Diese Möglichkeit des indirekten Lichteinfalls ist ein großer Vorteil des Flachdaches. Lichtkuppeln bringen Licht und teilweise auch frische Luft in das Haus.

Viele moderne Lichtkuppeln lassen sich entweder per Handspindel oder durch einen Elekroantrieb öffnen.

Das Highlight ist natürlich bei klaren Lichtkuppeln der Blick in den Himmel, bei Nacht sogar in den Sternenhimmel.

Mittlerweile haben Lichtkuppeln auch sehr gute Wärmedämmeigenschaften. So geht dabei keine Energie verloren.

Lichtkuppeln dienen auch als Rauch- und Wärmeabzug (RWA). Im Brandfall öffnen sich diese als Klappen ausgeführten Kuppel automatisch und leiten den Rauch nach außen.

Vorteil Nr.3: Ökologische Vorteile

Nicht nur Genießer profitieren von einem Flachdach. Auch diejenigen die gerne etwas für den Umweltschutz tun entscheiden sich oft für diese Dachart.

Warum?

Wegen der Möglichkeit einer Dachbegrünung.

Die oft vielseitig bepflanzten Öko-Dächer bieten Vögeln Nahrung und Nistmaterial. Besonders bodenbrütende Vögel sind Nutznieser davon.

Wie wird eine Dachbegrünung angelegt?

Das Ziel ist immer eine abwechslungsreiche Flora auf dem Flachdach.

Solche Dächer bestehen aus verschiedenen Substratschüttungen. Diese werden in unterschiedlichen Schichtdicken aufgeschüttet. Darunter befindet sich eine wurzelfeste Abdichtung und eine Faserschutzmatte.

Zusätzlich wird auch häufig mit Wasserbecken, aufgeschichtetem Totholz oder Grobkies gearbeitet.

Dachbegrünungen werden in Intensivbegrünung und Extensivbegrünung aufgeteilt.

Was ist der Unterschied?

  • Intensivbegrünung

Dabei handelt es sich um Dachgärten. Diese können als Rasenfläche ausgeführt werden, aber auch mit Sträuchern oder sogar Bäumen versehen werden.

Intensiv begrünte Dächer müssen viel gepflegt werden. Dazu gehört vor allem die Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen.

  • einfache Intensivbegrünung

Wer nicht ganz so viel Zeit für die Pflege investieren möchte entscheidet sich vielleicht für die einfache Intensivbegrünung.

Dabei werden hauptsächlich Gräser und kleine Sträucher gepflanzt.

Diese Art der Begrünung muss nur hin und wieder zusätzlich gewässert werden und ist somit um einiges weniger Zeit und Kostenintensiv in der Wartung.

  • Extensivbegrünung

Extensiv begrünte Dächer sind so angelegt, dass sie sich größtenteils selbst erhalten und weiterentwickeln.

Besonders Moose, Gräser, Kräuter und Sedumpflanzen werden dafür genutzt.

Die Extensivbegrünung muss nicht gewässert werden.

Flachdächer sind gar nicht flach!

Was?

Ja, Flachdächer in der Regel nicht komplett waagerecht, sondern schräg. Ähnlich wie bei dem Pultdach. Nur, dass die Neigung eines Flachdaches natürlich viel geringer ist.

Welches Mindestgefälle muss eingehalten werden?

  • Das Mindestgefälle für Flachdächer beträgt 1,1 Grad oder 2 Prozent (Dachneigungsgruppe I).
  • Die empfohlene Neigung laut DIN liegt bei 2,9 Grad oder 5 Prozent (Dachneigungsgruppe I).
  • Das Gefälle für ein selbstreinigendes Flachdach muss mindestens 5 Grad oder 8,8 Prozent betragen (Dachneigungsgruppe II).

Wie du siehst, gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten ein Flachdach zu konstruieren. Generell sind Dächer mit einer stärkeren Neigung weniger anfällig für Verschmutzungen und Wasserschäden.

Wusstest du schon?

Besonders bei flachen Neigungen musst du unbedingt auf eine saubere Dachrinne achten. Schon einige wenige Blätter können zu Wasserstau und einem feuchten Dach führen.

Tipps und Tricks – lass dich nicht übers Ohr hauen!

Wie schon oben kurz angeschnitten ist das Thema Feuchtigkeit bei Flachdächern eine heikle Sache. Das liegt hauptsächlich an dem geringen Neigungswinkel des Daches.

Durch die fast ebene Fläche kann das Wasser nicht so leicht abfließen. Das Regenwasser und Schnee hält das Dach somit länger feucht als bei einem größeren Winkel.

Der Winkel kann wie oben beschrieben natürlich etwas größer gewählt werden. Du kannst aber noch mehr dafür tun, damit du unter deinem Flachdach trocken bleibst.

Wähle die richtige Abdeckung!

Auch die Art der Abdeckung trägt viel zur Abdichtung eines Flachdaches bei.

Wusstest du schon?

Je mehr Nähte und Fugen deine Eindeckung haben wird, desto höher muss dein Gefälle sein.

Im Folgenden einige Abdeckungsmöglichkeiten und ihre Eigenschaften:

Dachpfannen

Dachpfannen oder Dachziegel weisen natürlich sehr viele Fugen auf. Es passiert leicht, dass Wasser unter die Ziegel läuft.

Um das zu verhindern dürfen Dachpfannen nur auf Flachdächer ab 7 Prozent verlegt werden.

Es gibt aber auch Dachpfannen die extra für Flachdächer gefertigt werden. Diese Eignen sich laut Hersteller auch schon gut für eine Dachneigung von 7 Prozent.

Bitumenbahnen

Bitumenbahnen müssen direkt auf dem Dach verschweißt werden.

Deshalb ist es auch hier nötig, dass eine Mindestneigung von 5 Prozent eingehalten wird. Empfohlen wird allerdings meist sogar noch ein höheres Gefälle.

EPDM-Dichtbahnen

Dichtbahnen haben im Idealfall keine Nähte. Deshalb ist diese Abdeckung sehr gut geeignet für Flachdächer mit geringer Neigung.

Dichte dein Dach richtig ab!

Flachdächer werden mechanisch, chemisch, thermisch und biologisch stark beansprucht.

Wenn die Sonne heiß brennt und der Regen das Dach dann blitzschnell abkühlt entstehen extreme Temperaturunterschiede.

Schlecht abfließendes Wasser oder auch hohe Belastungen durch Pools oder Parkdecks erfordern ebenfalls eine einwandfrei ausgeführte Abdichtung.

Als Abdichtungsmaterial stehen dir folgende Materialien zur Auswahl:

BitumenbahnenKunststoffbahnenElastomerbahnen
mit Deckschicht aus Polymerbitumen (PYP)aus Polyolefin-Legierungen (FPO/TPO)aus Ethylen-Propylen-Dien-Monomere (EPDM)
mit Deckschicht aus Polymerbitumen (PYE)aus Polyvinylchlorid (PVC-P)aus Nitril-Kautschuk (NBR)
 aus Ethylen-Copolimerisat-Bitumen (ECB)aus Butyl-Kautschuk (IIR)
 aus Polyisobutylen (PIB) 
 aus Ethylen-Vinyl-Acetat-Copolymer (VAE / EVA) 
 aus chloriertem Polyethylen (PEC) 

Egal welche Abdichtung du nutzt, ist es wichtig dass beim Verlegen auf eine ausreichende Windsogsicherung geachtet wird. Nicht, dass dein Flachdach irgendwann davonfliegt.

Die Kosten: an der Dämmung sparen?

Bei einem Flachdach können im Lauf der Jahre große Kosten auf dich zukommen, wenn du am Anfang nicht auf die Qualität deines Daches achtest.

Oft geizen Hausherrn wenn es um die Dämmung des Flachdachs geht. Das kann sich allerdings später rächen.

Mit einer guten Dämmung wirst du bei einem Flachdach mit Sicherheit auf 100-130€ pro Quadratmeter kommen.

Fazit

Ein Flachdach ist also, richtig gebaut und gewartet, nicht undicht.

Achten musst du auf die richtige Neigung und die dazu passende Abdeckung. Bei begrünten Dachflächen muss daran gedacht werden dass es pflegeintensive und einfach zu pflegende Varianten gibt.

Diese Dachform hat sehr viele Vorteile und kann für die verschiedensten Dinge genutzt werden. Es wird also kein Platz verschenkt.

Verlasse dich also nicht auf die weitläufige Meinung sondern suche nach gut recherchierten Fakten über deine Lieblings-Dachform!

Vielleicht interessiert dich ja auch das Pultdach!

Hey, ich bin Samuel. Schön, dass du da bist. Als gelernter Zimmerer und leidenschaftlicher Handwerker beschäftige ich mich gerne mit Fragen rund ums Handwerk. Auf meinem Blog „BAUBEAVER“ teile ich mein Wissen mit dir. Weiterlesen …

22 Gedanken zu „Flachdach“

  1. Der Artikel von Samuel Schneider über Flachdächer hat mich echt inspiriert. Ich finde es super, wie er die positiven Aspekte dieser Dachform beleuchtet, besonders die Dachbegrünung hat es mir angetan. Es ist toll zu sehen, wie solche ökologischen Lösungen nicht nur gut für die Umwelt sind, sondern auch unseren Wohnraum aufwerten. Bei uns zu Hause planen wir gerade eine Renovierung, und ich spiele mit dem Gedanken, eine Lichtkuppel zu installieren, um mehr Tageslicht ins Haus zu bringen.
    Samuel, könntest du vielleicht in einem deiner nächsten Beiträge näher auf die Themen Wärmedämmung und Energieeffizienz bei Flachdächern eingehen? Das würde mir bei meinen Renovierungsplänen sicherlich helfen!

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    • Hi Holger,

      freut mich zu hören, dass du Inspiration aus dem Artikel ziehen konntest! Die Integration einer Lichtkuppel klingt nach einer großartigen Idee, um Tageslicht zu maximieren. Das Thema Wärmedämmung und Energieeffizienz bei Flachdächern ist in der Tat sehr wichtig und definitiv eine Überlegung wert für zukünftige Beiträge. Danke für den Vorschlag!

      Gruß, Samuel

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  2. Auch wir sind überaus froh, dass unser neues Haus ein Flachdach haben wird, da wir für das obere Arbeitszimmer unbedingt eine Lichtkuppel haben möchten. Wir haben bereits viele verschiedene Bilder im Internet bestaunen können, was unsere Vorfreude auf eine eigene Lichtkuppel nur erhöht hat. Über die verschiedenen Modelle werden wir uns vor dem Kauf noch beraten lassen.

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  3. Hallo!
    Ich würde mich gerne intensiver mit dem Thema beschäftigen.
    Hast du einen Literaturtipp zu den Vor- und Nachteilen von Flachdächern?
    Liebe Grüße
    Lina

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  4. Ein toller und informativer Beitrag. Danke dafür!
    Leider stimmt nach meinen Erfahrungen jedoch der gute alte Spruch auch – und gerade heute – noch: „Es gibt zwei Arten von Flachdächern: Die einen sind undicht, die anderen noch nicht“.
    Nach ca. 25 Jahren fing es bei allen an: Extrem teure Sanierungen waren fällig und zuerst musste meist kostenintensiv nach den Lecks gesucht werden.
    Wenn man also auf der sicheren Seite sein will und auch länger als 20 bis 30 Jahre ein trockenes Dach über dem Kopf haben will: HÄNDE WEG VOM FLACHDACH!

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  5. Hallo! Danke für den informativen Artikel zum Thema Flachdach. Mein Bruder überlegt nämlich gerade sich in diesem Sommer ein Ferienhaus mit Flachdach zu bauen. Die Option, sich darauf eine Wellness-Oase einzurichten, wird ihm sicher gefallen. VG, Jo

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  6. Unsere Dachsanierung steht an und wir möchten gleichzeitig den verfügbaren Platz nutzen. Die Idee mit der Intensivbegrünung finde ich super und auch das mit dem Pool ist eine interessante Möglichkeit. Ich muss noch prüfen lassen, inwieweit die Neigung diesen Plan zulässt.

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  7. Hallo und danke für diese Informationen zum Flachdach! Toll, wie flexibel diese Art von Dach einsetzbar ist. Wenn man sein Haus umweltfreundlicher gestalten will, wäre ja auch das Einsetzen von Solaranlagen auf dem Dach eine gute Idee! Wie oft sollte man denn die Flachdachsanierung durchführen, um zu verhindern, dass das Dach undicht wird?

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  8. Für unser neues Haus habe ich mich lange Zeit gegen ein Flachdach gesträubt. Ich bin mir vor allem unsicher, wie häufig und aufwendig eine Dachsanierung notwendig ist. Gut zu wissen, dass es selbst bei einem Flachdach Unterschiede beim Neigungswinkel gibt. Damit werden wir uns doch noch einmal genauer beschäftigen.

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  9. Ich überlege, ein Haus zu bauen, und ich denke, ein Flachdach ist auch eine Option. Sie beschreiben viele Vorteile, die auch mich interessieren. Dass man auch einen Platz auf dem Dach machen kann, um schön zu sitzen, ist natürlich sehr toll. Ich werde mal schauen.

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  10. Danke für den tollen Artikel. Ein Bekannter hat mir auch Trapezblech für mein Dach empfohlen. Ich suche noch ein paar Anregungen bevor ich mich ganz entscheiden kann.

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  11. Danke für diesen tollen und sehr informativen Beitrag! Wir planen gerade unser zukünftiges Haus und finden Flachdächer sehr toll, wir hätten gerne eine Terrasse auf dem Dach. Nach lesen dieses Beitrags sind wir schon viel schlauer geworden und hoffen dass die Abdichtung bei uns gut gelingt!

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