Eckverbindungen aus Holz

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Wie kann man stabile Eckverbindungen aus Holz herstellen? Ob Schreiner, Zimmerer oder einfach nur Quereinsteiger: die Frage ist nicht ganz unwichtig.

Je nach Verwendungszwecke müssen die Eckverbindungen gewisse Maßstäbe einhalten. Vor allem im Holzbau.

Der Grund ist ganz einfach: Viele Bauteile werden statisch stark beansprucht und müssen Kräfte aufnehmen können.

Das gilt auch für scheinbar „unwichtige“ Eckverbindungen.

Wie man solche Verbindungen aus Holz herstellen kann und welche Maße man einhalten sollte, erfährst du im Nachfolgenden.

Eckverbindungen aus Holz: bei Gehrungen

Hier inspirieren die Japaner: bei dieser Eckverbindung wird zunächst ein einfacher Gehrungsschnitt von 45° hergestellt. Alternativ kann man die Gehrung mit einem Zapfen verstärken.

Für den Pfosten werden an beiden Rahmenteile jeweils ein Zapfenloch ausgestemmt. Diese sorgen für zusätzliche Stabilität.

Tipp

In dem Buch von Wolfram Graubner werden typische Holzverbindungen, den japanischen Holzverbindungen gegenübergestellt. Das Buch geht auf viele Einzelheiten ein. Beispielsweise wie man diese Verbindungen herstellen kann und wo der Ursprung liegt.

Hakenförmiges Eckblatt

Eine sehr interessante Eckverbindung ist das Hakenförmige Eckblatt. Diese Eckverbindung ist vor allem für eine schnelle Lagesicherung sinnvoll.

Der Nachteil: Längs der Faser ist die Abscherfläche recht schwach. Knicken oder zu starke Zugkräfte, könnten das Blatt zerstören.

Gehrung mit Zapfen

Eine weitere Möglichkeit: eine 45° Gehrung mit einem Zapfen. Zusätzlich könnte man den Zapfen mit einem Dübel stabilisieren.

Die Ausarbeitung ist aufwendiger, aber eignet sich vor allem für Tischler, die Türrahmen oder Fensterrahmen (oder ähnliches) herstellen müssen.

Scherzapfen (oder: Schlitz- und Zapfen-Verbindung)

Diese Eckverbindung ist etwas aufwendiger, aber dafür auch stabiler als das glatte Eckblatt. Durch den Scherzapfen erhält diese Verbindung zusätzliche Stabilität.

Diese Verbindung wird sowohl von Zimmerern, als auch von Tischlern genutzt. Bekannte Einsatzmöglichkeiten: Schwellenhölzer oder Rahmenteile für Türen und Fenster.

Eckzapfen mit Gehrungsschnitt

Eine elegantere Version, als das „normale“ Scherblatt: der Eckzapfen mit Gehrungsschnitt. Vor allem, wenn es bei dem Bauteil auf Ästhetik und Stabilität ankommt, ist diese Verbindung sehr praktisch.

Glattes Eckblatt

Eine zimmermannsmäßige Holzverbindung: das glatte Eckblatt. Diese Eckverbindung ist sehr einfach herzustellen. Diese Verbindung sollte man mit zusätzlichen Verbindungsmitteln, wie Schrauben oder Bolzen befestigen.

Doppelt schräge französische Überblattung

Das Druckblatt oder „Doppelt schräge französische Überblattung“ gehört zu den aufwendigsten Eckverbindungen. Durch die schräge Fläche ist die Ausarbeitung nicht so einfach wie bei einem glatten Eckblatt.

Der Vorteil an dieser Eckverbindung: Man benötigt deutlich weniger Verbindungsmittel. Durch die schräge Fläche werden die Hölzer fast „automatisch“ auf Position gebracht.

Dieser Eckverbindung eignet sich vor allem für Carports, Dachstühle, Vordächer oder sonstige Verbindungen, die Kräfte abtragen müssen. Man braucht aber deutlich mehr Zeit, um diese Eckverbindung herzustellen.

Verdecktes Eckblatt

Bei dem verdeckten Eckblatt wird die Ecke so ausgebildet, dass man keine Hirnholzfläche sieht.

Zum Beispiel aus witterungsbedingten Gründen. Oder: weil es einfach besser aussieht!

Diese Verbindung wird ähnlich wie das glatte Eckblatt hergestellt. Zusätzlich muss man aber auch einige Zwischenschritte machen, damit das Hirnholz-Ende nicht sichtbar ist.

Verdecktes Eckblatt mit Zapfen

Ähnlich wie das verdeckte Eckblatt wird die Ecke so ausgebildet, das man keine Hirnholzfläche sieht. Zusätzlich wird hier jedoch ein Zapfen ausgebildet.

Kammförmiges Eckblatt

Diese Verbindung wird ähnlich wie das hakenförmige Eckblatt hergestellt. Die Verbindung ist recht aufwendig und wird daher sehr selten eingesetzt.

Der Vorteil dieser Verbindung: eine zügige Lagesicherung.

Grundsätzliches: so solltest du Holz Eckverbindungen herstellen

Um die Profis nicht zu verärgern, packe ich dieses Thema ganz zum Schluss: wie stellt man Eckverbindungen eigentlich her?

Ich habe in diesem Artikel schon einige Hinweise aufgeschrieben, wie man beispielsweise eine Zapfenverbindung herstellen sollte.

Die Methoden sind für Holz Eckverbindungen sehr ähnlich.

Es kommt im Wesentlichen auf diese Schritte darauf an:

  1. Korrektes anreißen (siehe dazu die jeweiligen Zeichnungen)
  2. Exaktes ausarbeiten bzw. abbinden
  3. Eventuell nachbearbeiten

Auch wenn die Schritte recht simpel klingen, sieht die Praxis anders aus. Vor allem das Ausarbeiten ist ein wichtiger Schritt.

Fazit

Viele dieser Verbindungen gehören zu den zimmermannsmäßigen Holzverbindungen. Diese werden vor allem im Holzbau eingesetzt.

Beim Planen, Anreißen und Ausarbeiten ist es wichtig, dass die angegebenen Maße eingehalten werden. Abweichungen können zu Konstruktionsschäden führen.

Wie immer gilt auch hier: Sollte eine Verbindung nicht machbar sein, sollte man mit dem Statiker nach Alternativen Ausschau halten.

Hey, ich bin Samuel. Schön, dass du da bist. Als gelernter Zimmerer und leidenschaftlicher Handwerker beschäftige ich mich gerne mit Fragen rund ums Handwerk. Auf meinem Blog „BAUBEAVER“ teile ich mein Wissen mit dir. Weiterlesen …

16 Gedanken zu „Eckverbindungen aus Holz“

  1. Hallo wie ist der Name der Verbindung ganz oben (ECKVERBINDUGEN AUS HOLZ: BEI GEHRUNGEN)?
    Find sie sehr schön und bin auf der suche nach einem plan wie man sie anfertigt.

    LG

    Antworten
  2. Hi Samuel,

    erst mal coole Seite sehr informativ. Ich plane gerade ein Art 6 Eck Pavillion ( nur die Stützen und der oberer Ring). Ich würde die Verbindung des oberen Rings gerne mittels Holzverbindungen lösen, anstatt einer jeweiligen 60° Gärung und entsprechend mit einem Eisenwinkel verschrauben. Welche Eckverbindung wäre dafür geeignet und auch für einen Anfänger realisierbar?

    Viele Grüße
    Heiko

    Antworten
  3. Hi Samuel,
    vorab deine Seite ist top. Es ist genau das Richtige für die schnelle und umfangreiche Informationensbeschaffung.
    Ich habe eine Frage zum Thema Eckverbindungen.
    Ich plane den Bau eines Hochbettes und habe überlegt, wie ich die Ecken herstelle. Ziel soll es sein, dass das Bett wieder zerlegbar ist. So sind Klebeverbindungen erstmal ausgeschlossen.
    Ich möchte die Eckpfosten ca. 2m am Stück lassen und überlege, wie ich nun in zwei Richtungen von den Pfosten auf gleicher Höhe abgehe. Quasi XYZ-Achsen.
    Hast du eine Idee?
    Ich hatte überlegt die die Eckpfosten quadratisch zu wählen und die Verbindungen zu den anderen Eckpfosten eher rechteckig und dann mit Zapfen zu versehen.
    Bin gespannt auf deine Ideen.
    Liebe Grüße und vielen Dank

    Robert

    Antworten
      • Hi Samuel,
        Danke für deinen Vorschlag. Ich würde gerne die Eckpfosten im Ganzen lassen, da die ca. 50cm über die Waagerechte ragen sollen.
        Es müssen noch Abrollsicherungen, Lattenrost usw. rauf.
        Ich spiele mit den Gedanken, dass man den Eckpfosten im Ganzen lässt, die Waagerechten mit jeweils zwei Zapfen ausstattet und dann festschraubt. Damit die Schrauben nicht auf eine Höhe liegen, würde ich Zapfen asymmetrisch anordnen und die beiden Waagerechten zueinander auch asymmetrische.
        Kann leider keine Skizze hochladen.
        Hast du noch ne andere Idee?

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      • Tolle Idee! Abgesehen von der Aussteifung: würde man diese Eckverbindung dann von oben mit einer Schraube sichern (Rampamuffe ins Stirnholz des aufrechten Balkens)?

        Antworten
      • Hallo Samuel,

        ich bin auch gerade dabei, ein Hochbett für meinen Soh zu planen. Die o. g. Verbindung hatte ich auch vor zu realisieren. Mit Aussteifung meinst du z. B. eine weitere Verbundung am Boden, damit die Beine nicht abknicken? Ich habe eine Frontplatte, die schon mal zwei Beine verbinden würde und eine Seite würde ich noch mit Sperrrholz verschließen. Die dritte Seite wollte ich dann unten noch eine Leiste machen. Kann ich dann die vierte Seite komplett offen lassen?
        Vielen Dank, ist wirklich eine prima Seite hier!

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        • Hallo Matthias,

          eine Aussteifung sollte eigentlich immer stattfinden. Vor allem bei einem Kinderbett wo viel getobt wird 🙂
          Das klingt jetzt vielleicht etwas gehoben, aber es soll den Fakt erklären: in der Statik werden immer nach Dreiecke gesucht um Bauteile auszusteifen. Vor allem da, wo Quer- oder Längskräfte wirken. Wo ein Dreick ist, da wird ausgesteift und je größer das Dreick, desto besser die Aussteifung. Das kann man selbst ausprobieren.

          Wenn du die langen Seiten trotzdem offen lassen möchtest, dann hilft nur noch eine Befestigung an die Wand. Aber eine andere Möglichkeit sehe ich da nicht. Vor allem bei einem Hochbett, wo die Last oben ist.

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  4. Hallo Samuel,

    ich baue im Moment ein paar Betten für meine Familie selbst und habe das glatte Eckblatt für den Rahmen, auf dem das Lattenrost liegen soll, als Eckverbindung auserkoren. Ich bin allerdings mit meinen ersten Versuchen sehr unzufrieden (Balken liegen nicht bündig auf, es gibt kleine Überstände).

    Könntest du mir eine Anleitung für das glatte Eckblatt geben, wie du es herstellen würdest?

    Ich würde mich über eine Antwort freuen und verbleibe

    mit herbstlichen Grüßen
    Erik

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    • Hallo Erik,

      zur Zeit ist sehr viel los und ich habe kaum Zeit alle Kommentare zeitnah zu beantworten, entschuldige!

      Zu deiner Frage: wir Zimmerer arbeiten immer mit einer Bundseite. D.h. wir messen, reisen an und arbeiten immer von der selben Fläche und damit entstehen keine Überstände.

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