Als Zimmerer werde ich oft gefragt, wie man ein Carport mit Satteldach für zwei oder mehr Autos baut.
Besonders knifflig ist dabei nämlich die große Spannweite. Diese muss sicher überbrückt werden, ohne dass die Stabilität leidet. Die richtige Materialwahl, Konstruktionsweise und Lastverteilung sind hier entscheidend.
In dem folgenden Video zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du so ein Carport planst und umsetzt. Es geht darum, eine Konstruktion zu schaffen, die praktisch und gleichzeitig optisch ansprechend ist.
Übrigens: in meinem Carport-Kurs erfährst du noch detaillierter, um dein Projekt komplett selbständig auf die Beine zu stellen.
Ok, hier zum Video:
In diesem Beitrag findest du noch einige ergänzende Details zum Video.
Warum ein Carport selber bauen?
Ein selbstgebautes Carport bietet gleich mehrere Vorteile.
Zum einen lassen sich die Kosten deutlich reduzieren, weil du die Arbeitsleistung selbst übernimmst und bei den Materialien flexibel wählen kannst.
Außerdem ist eine individuelle Anpassung an die eigenen Bedürfnisse möglich. Dazu gehören Größe, Form oder sogar die Integration besonderer Funktionen wie einer Solaranlage.
Ein weiterer Vorteil ist natürlich der Spaß am Bauen. Du kannst dein handwerkliches Können weiterentwickeln und am Ende stolz auf dein selbst geschaffenes Projekt sein.
Übrigens hast du bei einem selbst konstruierten Carport auch die Möglichkeit mit speziellen Holzverbindungen zu spielen.
Hier ein Beispiel für eine praktische Holzverbindung: der abgesteckte Zapfen.
Ein rundum abgesteckter Zapfen macht die Verbindung unsichtbar, sorgt für eine saubere Optik und schützt vor Witterungseinflüssen, was die Stabilität und Langlebigkeit des Carports erhöht.
Wenn du zum Thema Holzverbindungen Inspiration oder Hilfe brauchst, kannst du dich hier weiter informieren.
Carport mit Satteldach
In meinem Beitrag „Satteldach Carports – so machen’s wir Zimmerer“ habe ich schon detailliert beschrieben, wie man in sechs Schritten einen Carport selbst bauen kann.
Dort bin ich auf die grundlegenden Vorbereitungen wie den Bauplan und die notwendigen Genehmigungen eingegangen. Außerdem findest du darin auch Ideen dazu welche Gedanken du dir zum Thema Dimensionierung und der Auswahl des Materials machen solltest.
In diesem Beitrag habe ich auch erklärt, wie man Pfosten, Pfetten und Balkenlagen vorbereitet und welche Holzverbindungen man nutzen kann, um eine stabile und optisch ansprechende Konstruktion zu erhalten.
Außerdem findest du in dem Artikel Vergleiche zwischen den Dachformen und eine Beschreibung für den kompletten Aufbauprozess – das Aufrichten der Pfosten und Pfetten und das Verlegen der Dachplatten.
Herausforderung Doppelcarport
Die statischen Anforderungen sind um einiges höher, wenn du ein Doppelcarport bauen möchtest.
Hier ist die Verteilung der Lasten komplexer, weil die Spannweiten zwischen den Stützen größer sind und die Belastungen entsprechend höher werden.
Der Platzbedarf für ein Auto liegt bei etwa 2,5 – 3,3 Meter Breite. So kann man noch bequem einsteigen, ohne überall anzustoßen. Das heißt bei einem Doppelcarport bist du bei 6,0 Metern lichte Breite.
Als Tiefe bei einem Carport geht man von mindestens 5,0 Metern aus. Wenn noch Fahrräder, Mülltonnen oder etwas anderes Platz haben soll, kann man auch dort 6,0 Meter nehmen.
In diesem Beispiel wären wir bei einem Doppel-Carport von 6,0 x 6,0 Meter. Diese Maße sind allerdings sehr individuell und können je nach Bedürfnissen angepasst werden.
In der Theorie wäre es statisch gesehen am besten, einen Pfosten mittig zwischen den beiden Parkplätzen zu platzieren. Dadurch könnte die Last optimal abgeleitet und auf kürzere Distanzen verteilt werden.
In der Praxis möchten die meisten Bauherren diesen mittleren Pfosten aber vermeiden, weil er beim Ein- und Ausparken hinderlich ist und den Komfort des Carports extrem einschränkt.
Wenn auf einen mittleren Stützpfosten verzichtet wird, ist es umso wichtiger, dass die Balken, insbesondere die Querträger und Pfetten, entsprechend dimensioniert sind. Diese müssen die volle Spannweite überbrücken und die Last gleichmäßig auf die äußeren Stützen übertragen.
Hier wird oft der Fehler gemacht, dass Balken zu schwach bemessen werden, was zu Durchbiegungen oder im schlimmsten Fall zu strukturellen Schäden führen kann.
Dabei spielen dann statische Berechnung und die Materialwahl eine große Rolle.
In meinem Video zeige ich dir, wie du von oben nach unten alle Elemente statisch berechnest.
Binderkonstruktion oder Sparren?
Wie im Video erwähnt, halte ich eine Konstruktion mit Sparren für sinnvoller als eine Binderkonstruktion.
Sparren ermöglichen mehr gestalterische Freiheit und wirken weniger massiv, was besonders bei kleineren Bauten wie einem Carport einfach schöner ist.
Außerdem ist die Bauweise mit Sparren flexibler, wenn es um nachträgliche Anpassungen oder Erweiterungen geht.
Binderkonstruktionen sind oft auf größere Spannweiten ausgelegt sind und beanspruchen mehr Material. Gerade bei Carports, wo die Spannweite eher überschaubar ist, bieten Sparren – meiner Meinung nach – eine unkomplizierte, aber stabile Lösung.
Übrigens… tut mir leid, dass ich immer dieses „Zimmerer-Fachjargon“ nutze… Aber so kann ich einfach besser Ausdrücken um welches Holz es sich handelt. Aber ich versuche immer zu erklären, was ich damit meine… 😉
Also in diesem Fall… was sind „Sparren“?
Was bedeutet „Sparren“? tl;dr
„Dachsparren“ oder auch einfach „Sparren“ sind Konstruktionshölzer, die die Dachhaut tragen und vom First bis zur Traufe verlaufen. Sparren können je nach Konstruktion unterschiedlich angeordnet werden. Typisch ist jedoch die rechtwinklige Anordnung zum Firstbalken bzw. Schwellenholz.
Dachsparren liegen auf zwei oder mehreren Punkten auf. Je nach Konstruktion und Design kann ein Dachsparren auch einen Kragarm haben.
Mehr zum Thema Dachsparren findest du in diesem Beitrag.
Dimensionierung eines Doppelcarports
Wovon hängt die Dimensionierung eines Doppelcarports ab?
In obigem Video habe ich die Dimensionierung der Balken, Pfetten und Pfosten statisch berechnet.
Was bedeutet „Pfette“? tl;dr
Der Begriff „Pfetten“ (auch „Dachpfetten“) bezeichnet die waagrechten Balken, die unterhalb des Dachsparrens liegen und diese tragen. Damit gehören diese Balken zu den wichtigsten, konstruktiven Elementen eines Daches. Diese Pfetten verlaufen meistens parallel zum First und zur Traufe. Man unterscheidet je nach Position zwischen Firstpfette, Mittelpfette, Wandpfette und Fußpfette.
Detaillierte Infos zu Pfetten findest du in diesem Beitrag. Dort erkläre ich auch, wie Pfetten befestigt werden und was du an Normen und Richtlinien beachten solltest.
Warum sind so aufwändige Abbundpläne überhaupt nötig?
Nur so kannst du im Vorhinein sicherstellen, dass alle Hölzer nachher perfekt zusammenpassen. Das kostet zwar im Vorhinein etwas mehr Zeit, spart dir aber auf der Baustelle viel Geld und Nerven.
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Zeichnen eines Doppel-Carports mit Satteldach findest du in meinem Video. Ich nutze dort die CAD-Software SEMA und die Statik-Software FRILO.
Zu meiner statischen Berechnung kam folgender Kommentar:
Ich verstehe das vollkommen – hier in „good old germany“ wird auf Sicherheit extrem viel Wert gelegt, und ja, das kann erst einmal sehr nervig und frustrierend sein.
Ich habe schon oft an Carports in der Umgebung gesehen, dass sich die Firstpfette oder auch horizontale Träger komplett durchbiegen. Das passiert häufig, weil die Carports statisch nicht richtig berechnet wurden.
Gut dimensionierte Firstpfetten, Sparren und Träger werden sich auch im Laufe der Jahre nicht durchbiegen, wenn sie korrekt geplant und ausgeführt wurde.
Außerdem spielt neben der Statik auch die Optik eine große Rolle. Wenn die Firstpfette laut statischer Berechnung so dick sein muss, sollten auch die Pfosten entsprechend dimensioniert sein, damit das Gesamtbild harmonisch wirkt.
Eine große Rolle beim Thema Dimensionierung spielt auch die Konstruktion. Also: Wie stehen Bauteile zueinander?
Ein Beispiel: Die Firstpfette ist der Hauptträger des Dachs und liegt oben am Dachfirst, also an der höchsten Stelle des Dachs.
Sie wird oft nur an den beiden Enden von Pfosten gestützt. Das bedeutet, dass diese Pfosten die gesamte Last der Firstpfette und der daran befestigten Dachsparren tragen müssen.
Je größer die Spannweite zwischen den beiden Pfosten ist, desto mehr Last tragen diese Pfosten und desto größer ist die Belastung der Firstpfette in der Mitte. Das kann dazu führen, dass sie sich durchbiegt.
Wenn man mehr Pfosten unter die Firstpfette setzt, wird die Last auf mehrere Stützen verteilt. Das bedeutet, dass jeder einzelne Pfosten weniger Gewicht tragen muss. Dadurch wird die gesamte Konstruktion stabiler.
Bei größeren Carports oder langen Spannweiten ist es deshalb oft sinnvoll, zusätzliche Pfosten einzubauen, um das Durchbiegen der Firstpfette zu verhindern und die Last gleichmäßig auf den Hauptträgern zu verteilen. Dann muss der Querschnitt der Pfette auch nicht übermäßig groß gewählt werden.
Das zeigt wieder, wie wichtig es ist, die Statik ernst zu nehmen und alles richtig zu dimensionieren.
Häufige Fehler bei Planung und Bau
Viele Bauherren sind unsicher, wenn es darum geht, welches Holz sie für ihr Carport nehmen sollen.
Hier in Deutschland rate ich dir zu Fichte, Tanne, Lerche oder Douglasie. Wobei Douglasie von diesen vier am schwersten zu bearbeiten und um einiges harziger ist. Meine Favoriten sind Fichte und Tanne.
Achte auf jeden Fall darauf, dass dein Holz konstruktiv und wenn nötig auch durch Oberflächenbehandlung zu schützen. Infos dazu findest du in diesem Beitrag.
Wähle auch deine Schrauben lang genug. Bitte nicht mit dem Forstner Bohrer vorbohren! Das schwächt das Holz und macht dein Carport instabil.
Nutze keine Metallwinkel, um einen rechten Winkel herzustellen. Bei diesen Spannweiten kommt es dabei schnell zu Fehlern. Viel genauer ist das Messen der Diagonalen um saubere rechte Winkel zu bekommen.
Um dein Carport zu belüften, nutze eine Konterlattung und keine „Lüftungsschlitze“.
Die richtige Vorbereitung – der Abbundplan
Wie du einen Abbundplan richtig zeichnest, kannst du dir ganz in Ruhe in obigem Video anschauen und Schritt für Schritt mitmachen.
Du möchtest dir keine Software kaufen, oder dir ist das Ganze zu komplex?
Kein Problem.
Du kannst dir auch einfach meinen fertigen Plan herunterladen. Du findest ihn hier.
Fazit
Egal, wie du dich entscheidest – ob du den Carport komplett selbst konstruieren und aufrichten möchtest oder ob du dir bei dem einen oder anderen Schritt Unterstützung holst – ich stehe dir gerne zur Seite.
Dein Projekt – deine Wahl.
Ich helfe dir sehr gern dabei, es erfolgreich umzusetzen.