Was ich von den Inkas gelernt habe

Diesen Sommer waren wir in Peru und haben ein paar Orte besucht. Darunter Lima, Cusco und Aguas Calientes. Als leidenschaftlicher Handwerker ist mir die Architektur aufgefallen und ich habe eine menge über die Inkas und deren handwerklichen Begabungen gelernt.

Egal ob man durch die Straßen Cuscos oder die Machu Picchu Ruinen begutachtet: teilweise fragt man sich – wie geht so etwas?

Wie haben die Inkas diese perfekten Schnitte hinbekommen?

Es ist ja schon eine große Kunst Holz bis auf Milimeter genau zu bearbeiten.

Aber Steine?

Wenn man in Cusco unterwegs ist und die Fugenlose Inkamauer in der Calle Hatunrumiyoc begutachtet, kann man nur staunen.

Ehrlich gesagt war ich sprachlos.

Eine Sache ist die Herstellung von gleich großen Steinen, die alle flach hergestellt wurden. Ein ganz anderes Kaliber ist die Herstellung und Anpassung von Rundungen, Ecken und Kanten über mehrere Steine verteilt. Und das mit einer Präzision die man teilweise nicht mal im Holzbau antrifft. Das ist bemerkenswert.

Wie haben die das gemacht?

Die Meinungen gehen auseinander. Die Reiseführer berichten von unterschiedlichen Verfahren und im Internet kursieren ebenfalls unterschiedliche Meinungen.

Eine Theorie ist die Zementsack-Theorie:

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Hier wird berichtet, dass die ganzen Steine höchstwahrscheinlich mit Hilfe von Säcken und Zement hergestellt wurden. Die Argumente sind sehr gut, aber sie haben einen Hacken:

Das Material ist kein Zement. Hierzu ist folgender Kommentar interessant:

Die Gesteine der Wände sind ein kristallines Eruptivgestein namens „grüner Diorit“, das aus den Silikatmineralien Plagioklasfeldspat (typischerweise Andesin), Biotit, Hornblende und/oder Pyroxen besteht. Der Diorit enthält große Kristalle, d.h. er kühlte vor Millionen von Jahren unter Tage langsam ab. Sie sind kein künstlicher Zement.
Die Mineralzusammensetzung des Zements ist völlig unterschiedlich, er enthält Mineralien wie Portadit, Larnit, Spurrit, die in der Natur extrem selten sind. Diese Mineralien werden gebildet, wenn dem Zement Wasser zugegeben wird, was zu einer chemischen Reaktion führt, die den zementbildenden Beton aushärtet.
Ich bin Geologe. Zu behaupten, dass diese Felsen aus Beton sind, ist so dumm wie zu sagen, dass der Mond aus Käse besteht.

Diamonddavej vor 4 Monaten // https://www.youtube.com/watch?v=Vv49DND3uPI

Das ist natürlich ein klares Statement. Was die nächste Frage aufwirft: Wie haben die Inkas die Mauer dann gebaut?

Hier gibt es eine weitere Theorie:

Die Schablonen-Theorie.

Davide beschreibt in seinem Artikel die Möglichkeit, dass die Inkas eine Schablone verwendet haben.

Das klingt logisch und machbar, aber es würde extrem viel Zeit in Anspruch nehmen nur ein einziges Element herzustellen. Man muss sich das mal überlegen was das bedeutet!

Ein freier Platz.

Schablone 100% herstellen (allein das ist schon eine Kunst).

Steine anzeichnen.

Mit primitiven Mitteln herstellen und ausarbeiten.

Einbauen.

Eventuell (oder mit Sicherheit?!) Nachbearbeiten.

Einbauen.

Nächster Stein.

Das ist enorm aufwendig. Und deswegen gibt es auch große Kritiker gegen diese Theorie. Folgender Gedanke ist interessant:

[…] Schlimmer noch, alle diese Flächen, die in die Verbindung eindringen, sind typischerweise verzogen, nicht flach und stehen in keinem geometrischen Verhältnis zueinander (sind nicht parallel zueinander). So ändert sich die Form Ihres auf dem Rücken liegenden Steins mit einer Schablone darüber, wenn man tiefer in die Verbindung eindringt. Auch die Schablone muss sich daher ständig in ihrer Form verändern, wenn sich die Fräser an den Seiten des Steins nach unten bewegen.

Davide Andrea, Boulder CO, 9/15/02 // http://www.davideandrea.com/personal/ideas/inca_stones/index.html

Welche Schlussfolgerung ziehe ich daraus? Man kennt die Antwort einfach nicht. Leider ist uns zu wenig bekannt um sagen zu können: so war es und so haben die Inkas das gemacht.

Fakt ist: die Herstellung und Bearbeitung der einzelnen Bauteile ist eine Meisterleistung. Präzise und einfach nur schick! Neue Bauweise scheint geradezu langweilig und billig auszusehen:

Fazit: Was habe ich gelernt?

Egal wie die Inkas diese Bauten hergestellt haben: die Präzision und der Sinn für Architektur ist enorm. Wenn die Inkas so genau gearbeitet haben, wie viel mehr sollte ich als Holzwurm Präzision und Geduld üben.

Heute muss alles ganz schnell gehen.

Wir haben keine Zeit mehr.

Kunst geht verloren.

Aber das darf man nicht zulassen. Seine Fähigkeiten auszubauen und zu verfeinern ist das A und O für einen jeden Handwerker.

Hey, ich bin Samuel. Schön, dass du da bist. Als gelernter Zimmerer und leidenschaftlicher Handwerker beschäftige ich mich gerne mit Fragen rund ums Handwerk. Auf meinem Blog „BAUBEAVER“ teile ich mein Wissen mit dir. Weiterlesen …

17 Gedanken zu „Was ich von den Inkas gelernt habe“

  1. Hallo Freunde hallo Samuel,
    toller Block, endlich auch neue Info.
    Meine Fragen in die Community:
    Was bedeuten die Oberflächenstrukturen auf dem „Sonnentempel“ in Ollantoytambo?
    Warum sind in allen Steinbrüchen keine Lücken erkennbar die zu den verbauten Steinen passen? Wo ist der Verschnitt geblieben?
    Könnt Ihr Euch den ursprünglichen Zweck der Bauten vorstellen?
    Die Bearbeitung der Steine müsste doch Spuren hinterlassen haben, Metall oder Steinpartikel, mit bloßen Auge nicht sichtbar!
    Freue mich auf Eure Kommentare!
    Karsten 1455

    Antworten
    • Hallo Karsten 1455,

      es ist faszinierend, wie die Inkas mit einfachen Werkzeugen solche Präzision erreichten. Jean-Pierre Protzens Forschung an der University of California, Berkeley, unterstützt durch Stipendien, liefert Einblicke in diese Techniken. Zusammen mit Elsbeth und Maurice Protzen untersuchte er die inkaische Steinbearbeitung und Steinbrüche, was zeigt, dass die Inkas ihre Bautechniken eigenständig entwickelten. Diese Erkenntnisse untermauern die Vermutung, dass die Inkas ohne fortgeschrittene Werkzeuge oder metallische Geräte die Steine so exakt bearbeiteten, dass sie nahezu nahtlos aneinanderpassten. Diese Techniken und das Können der Inkas bleiben ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Zivilisation.

      Grüße,
      Samuel

      Antworten
  2. Es gibt eine sehr überzeugende Erklärung: die Oberfläche der Steine wurde durch säurehaltigen Schlamm aus den Minen, eventuell vermischt mit geeigneten P flanzen, aufgeweicht. Hier ist der Artikel: https://www.siftdesk.org/article-details/On-the-reddish-glittery-mud-the-Inca-used-for-perfecting-their-stone-masonry/264
    Neben der gut recherchierten Chemie finde ich vor allem Bild 5 ein starkes Indiz. Ich finde diese Erklärung wesentlich plausibler als Zementsack, Schablone, Hammer-Meissel-Schleifpaste oder Ausserirdische.

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  3. Wer glaubt, dass das die Inkas waren ist völlig auf dem falschen Dampfer.
    Diese Noppen oder wie man sie nennen mag sind ein weltweites Phänomen.
    Genau wie die ganze Megalith-Kultur und was so dazu gehört.
    Ich empfehle mal die „Handtaschen der Götter“ zu googeln.Ihr werdet euch wundern.
    Gruss Klaus AAS 7055

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  4. Es ist nicht nur eine Frage der Bearbeitung. Man muss sich vorstellen, die Inkas standen vor einem Steinbruch, der 20 km entfernt von Sacsywaman lag. Wer die Gegend kennt, weiss dass mehrere hundert Meter Höhenunterschied im steilen Gelände zu über winden ist.
    Es ergeben sich also noch viele weitere Fragen, wie z.B.:
    Haben die Inkas vorort die Steine (wenigsten grob) beabeitet? Ist ja auch eine Frage des Transportgewichts!
    Wie haben die Inkas Steine dieser Größe aus dem Fels geschlagen?
    Mit welch einem Werkzeug haben die Inkas die Steine bearbeitet und glattgeschliffen?
    Wie habe die Inkas Steine bis zu 200 Tonnen transportiert (über mehrere hundert Meter Höhenunterschied)?
    Wie konnten sie überhaupt die Form berechnen, die notwendig war um ein Stein in die unregelmäßige Form der Mauern einzupassen? (Schablonen haben wir ja schon ausgeschlossen!
    Wie haben sie die Steine in Position gebracht? Kräne, Flaschenzüge, Hebel oder ähnliches?

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    • Hallo Naumann,

      danke für deinen Kommentar. Das sind wirklich gute Fragen, auf die viele Wissenschaftler nur grobe Vermutungen haben. Der Fakt ist: Präzision war hier oberstes Gebot. Für jeden Handwerker ein interessanter Maßstab.

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  5. Die Inkas waren das nicht, sondern andere vorher. Als die Spanier die Inka danach fragten, sagten sie, dass „die Götter“ das gebaut hätten.

    Sieht also nach einer vergangenen (oder weggeflogenen) Hochtechnologiezivilisation aus. Dieselben Sachen sieht man auch in Ägypten, Libanon, Thailand u.a.

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    • Richtig Morken!

      Kein Werkzeug auf diesen Planeten kann diese Präzision nachahmen. Das ist Fakt. Und wie du sagtest, man findest diese Bearbeitungsweise in Vielen Alten Kulturen wieder. Und alle Bildeten Ihre „Götter“ gleich ab.

      Toller Blog übrigens!

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  6. Kann mich nur anschließen, deine Beiträge sind super interessant und auch nicht zu lange gehalten, da verliert mna nicht die Konzentration beim lesen. 🙂

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  7. Hallo Samuel,

    ich wollte nur sagen, dass Du einen sehr interessanten Blog hast, mit vielen tollen Artikeln 🙂

    ich freue mich, dass ich diese Seite (total zufällig) gefunden habe!

    LG

    Meike

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