Das Tonnendach hat eine gewölbte Form. Es sieht aus wie eine über das Dach gestülpte halbe Tonne.
Durch diese Rundung wirkt diese Dachform fließend und weich. Gerade diese Besonderheit nutzen immer mehr Designer um aus der Vielfalt an Dachformen und Bauideen herauszustechen.
Unter den Tonnendächern wird noch zwischen Rundtonne und Spitztonne unterschieden. Der Unterschied ist der rundbogenförmige oder spitzbogenförmige Querschnitt des Daches.
Die etwas flachere Form des Tonnendaches ist das Bogendach.
Wer sich für ein Tonnendach entscheidet, wird mit Sicherheit eine Besonderheit sein, da diese Dachform noch immer nicht weit verbreitet ist.
Dabei hat diese Dachform schon ein sehr lange Geschichte.
Ein Dach für Designverliebte – warum?
Früher wurden Tonnendächer hauptsächlich für große Hallen, Bahnhöfe oder andere öffentliche Gebäude genutzt. Gerade die Außergewöhnlichkeit dieser Dachform wird beispielsweise gerne in Kunstgalerien für einen modernen Flair genutzt.
Immer beliebter wird diese Dachform jetzt aber auch für Carports und Garagen wie auch für Wohnhäuser.
Warum ist ein Tonnendach besonders bei designverliebten Hausherrn so beliebt? Dafür gibt es drei hauptsächliche Gründe:
Grund Nr 1: Aufsehenerregend und anspruchsvoll
Tonnendächer sind noch immer Exoten unter den Hausdächern. Deshalb fällt solch ein Dach schnell auf.
Auch architektonisch ist das Tonnendach durch die Rundungen sehr interessant, da so gut wie alle anderen Dachformen eher zu einem eckigen Stil passen. Ein Dach ohne Ecken, Kanten und Dachfirst ist doch relativ selten zu sehen.
Tonnendächer sind nicht so leicht zu konstruieren wie andere Dachformen. Aber gerade das macht es für echte Designer erst interessant.
Eingedeckt wird ein Tonnendach häufig mit Titanzink, Edelstahl oder Kupfer. Diese Materialien haben den Vorteil, dass sie die Sonne gut reflektieren und die Hitze gut abweisen. Dadurch herrschen auch im Sommer angenehme Temperaturen unter dem Dach.
Möglich ist, bis zu einem bestimmten Grad des Halbkreises, auch eine Eindeckung mit traditionellen Ziegeln.
Bei Gartenhäusern mit Tonnendach werden auch gerne Dachschindeln genutzt, das diese schön leicht sind und wunderbar zu den weichen Formen dieser Dachart passen.
Leider sind Tonnendächer nicht in allen Baugebieten zugelassen. Die engen Vorschriften in manchen Regionen lassen solche außergewöhnlichen Dachformen meist nicht zu.
Vergewissere dichdeshalb am besten schon vor dem Kauf des Grundstücks, wo welche Dachform erlaubt ist!
Grund Nr 2: Tonnenstarke Statik
Das Tonnendach punktet außerdem durch sehr gute statische Werte. Die Statik ergibt sich schon aus der Tonnenform an sich, die die Kräfte automatisch auf die Außenwände überträgt.
Die entstehenden Kräfte werden meist durch Ankerbalken getragen, die quer über den Raum angebracht werden.
Natürlich ist bei einer solchen Form eine abgerundete Dachkonstruktion aus Dachsparren nötig. Diese ist nicht ganz einfach zu konstruieren und herzustellen. Die Stabilität dieser Bauform dankt es einem aber danach.
Gerade diese Stabilität des Tonnendaches ist auch Grund dafür, dass diese Dachform früher oft für große Lagerhallen genutzt wurde.
Solltest du dich also für ein Haus mit einem großen freitragenden Wohnraum interessieren, könnte ein Tonnendach für dich durchaus interessant sein.
Grund Nr 3: Wohnraum ohne Einschränkung
Ein weiterer Grund für ein Tonnendach ist der geringe Platzverlust durch die Dachform.
Beim Satteldach oder anderen steilen Dachformen wird der nutzbare Wohnraum im Dachgeschoss oft sehr eingeschränkt.
Bei einem Tonnendach kann das Dachgeschoss beinahe genauso genutzt werden wie das Erdgeschoss.
Um diese Effekt noch zu verstärken kannst du auch ein Bogendach in Betracht ziehen. Diese Dachform hat den selben runden Charakter, ist allerdings etwas flacher. So wird noch weniger Wohnraum durch das Dach eingeschränkt.
Eine Kombination aus einem gewölbten Tonnen- oder Bogendach und einer hohen Decke strahlt Großzügigkeit aus. Gerade für einen modernen Stil mit minimalisstischer Innenausstattung und großen Pflanzen sind diese Möglichkeiten einzigartig.
Die älteste nachgewiesene Dachform
So ausgefallen das Tonnendach heute wirkt, ist es doch die älteste nachgewiesene Dachform der Welt! Hier ein paar Fakten zur Geschichte.
Schon im antiken Jericho, einige Jahrtausende v.u.Z. waren Häuser mit Tonnendächern allgemein üblich.
Besonders beliebt waren tonnenüberwölbte Basarstraßen in orientalischen Ländern. Diese Überdachungen werden heute oft mit Wellblech abgedeckt. Früher wurde dazu Stampflehm genutzt.
Auch in Damaskus sind Teile des Marktbereiches im Altstadtmauerring mit einem Bogendach aus Wellblech überspannt.
Heute noch erhalten sind die indischen Chaitya-Hallen. Diese stammen aus dem 2. Jahrhundert v.u.Z. Dabei handelt es sich um buddhistische Höhlentempel. Die dort üblichen runden Deckenformen waren die Vorgänger der im 7.Jahrhundert üblichen Profanbauten. Daraus wiederum entstand das heutige Tonnendach.
Die mesopotamische Tradition brachte Gebäude mit Tonnendächern aus Schilf hervor. Diese Versammlungsstätten können bis zu 4 Meter breit und 30 Meter lang sein.
Für soche Gebäude werden meterlange Schilfrohrbündel als Rippenbögen genutzt. In den Boden gegrabene Rohre nehmen die entstehenden Kräfte auf. Abgedeckt wird das Dach dann mit Schilfmatten.
In etwas späterer Zeit (1510-1570) nutzte der Architekt Philibert Delorme ebenfalls die Tonnenform für seine Bauwerke.
Noch später (1748–1808) baute auchder Hafen- und Kirchenbaumeister David Gilly in Deutschland mit dieser Dachform. Er setzte besonders auf das Bauen mit Lehm.
Einen großen Sprung machte das Tonnendach als im 19. Jahrhundert die Verwendung von Stahlträgern möglich wurde. So konnten plötzlich noch größere Hallen überdacht werden.
Auf diese Art wurde beispielsweise der, heute nicht mehr existierende, Crystal Palace in London gebaut.
Wusstest du schon?
Der Crystal Palace in London war ein Ausstellungsgebäude. Ein Teil des Daches wurde als Tonnendach ausgeführt, damit einige alte Ulmen in das Gebäude integriert werden konnten.
Das Gebäude war demontierbar und wurde später auch tatsächlich abgebaut und in einem großen Park wieder aufgebaut.
Leider brannte der Palast 1936 nach einer Explosion komplett nieder. Heute ist davon nichts mehr erhalten.
In neuerer Zeit (1920-er Jahre) wurden in Deutschland die Zollingerdächer modern. Diese Dachform ist ein Spitztonnendach das durch biegesteife Lamellen ganz ohne Querverspannung auskommt.
Auch die in den 1960-er Jahren größte freitragende Betonfertigteilhalle der Welt war ein Tonnendach. Sie steht noch heute in München an der Friedenheimer Brücke: Die ehemalige Paketposthalle. Sie hat eine Spannweite von 146,8 m und ist 124 m lang.
Was ist ein Zollingerdach?
Das Zollingerdach wurde früher Zollbauweise oder Zoll-Lamellen-Bauweise genannt.
Dabei handelt es sich um eine freitragende Dachkonstruktion. Dabei werden viele verschiedene Dachbalken zu einem Netzwerk zusammengefügt, das die komplette Konstruktion trägt.
Bei dieser Bauweise werden 40 Prozent weniger Holz gebraucht. Außerdem werden nur kleine Holzstücke verwendet, die meist günstiger sind als lange Balken.
Die Bauweise ist viel unkomplizierter als die eines normalen Tonnendaches.
Entstanden ist diese Dachform in den 1920-er Jahren in Deutschland. In dieser Zeit herrschte große Wohnungsnot und die Architekten waren ständig auf der Suche nach einer Möglichkeit schnell und günstig Wohnungen zu erbauen.
Diese Dachart hat eine hohe Biegefestigkeit. Deshalb können ohne Probleme Fenster und andere Öffnungen in das Dach geschnitten werden.
Tipps und Tricks – Lass dich nicht übers Ohr hauen!
Allerdings hat die ausgefallene Dachform leider auch ihre Nachteile. Im Folgenden werde ich dir diese auch einmal aufzeigen. So kannst du entscheiden, ob diese Dachform trotzdem für dich in Frage kommt.
Nachteil 1: Isolationsprobleme
Die Isolation und Eindeckung von Tonnendächern ist nicht ganz einfach und kann bei nicht fachgerechter Ausführung zu Wärmebrücken führen.
Das bedeutet, dass im Nachhinein Schwitzwasser auftreten kann und dadurch die Bausubstanz beschädigt werden kann.
Schwitzwasser führt im Laufe der Zeit zu Schimmel, der sich wiederum negativ auf die Gesundheit und Bauteile auswirkt.
Außerdem entsteht durch Wärmebrücken ein erhöhter Heizwärmebedarf, da die Wärme verloren geht.
Achte also unbedingt schon beim Dachbau darauf, dass alles fachgerecht eingebaut und isoliert wird.
Nachteil 2: Akustische Nachteile
Ein Problem das Architekten immer wieder vor eine Herausforderung stellt ist die Schalldämmung von Tonnendächern.
Für Tonnendächer stehen nicht so viele Baustoffe zur Abdeckung zur Verfügung wie für andere Dachformen.
Oft wird deshalb auf ein Blechdach zurückgegriffen, das besonders bei Regen oder gar Hagel sehr laut ist. Deshalb solltest du dich gut über die Dämm-Möglichkeiten informieren.
Wenn du dich für Dachziegel interessieren solltest, musst du unbedingt schon im Vorhinein die Krümmung des Halbkreises beachten.
Denn ab einer bestimmten Krümmung können keine Ziegel mehr aufgelegt werden. Dann muss mit einem Blechdach abgedeckt werden.
Die schlechten akustischen Werte sind selbst für erfahrene Architekten eine schwierige Aufgabe, für die es noch keine allgemeine Lösung gibt.
Nachteil 3: Teure Solartechnik
Auf der gerundeten Dachform können Solarmodule nur ungünstig angebracht werden. Es gibt zwar gerundete Solarmodule, die aber ihren Preis haben. Für normale Solarzellen müssen spezielle Befestigungen angebracht werden.
Wenn du schon im Voraus weißt, dass du die Sonnenenergie zu nutzen möchtst, solltest du dich besser für eine andere Dachvariante entscheiden.
Besser eignen sich dafür das Satteldach, das Pultdach oder das Walmdach.
Hast du die Kosten berechnet?
Wie in den Nachteilen bereits angeführt, ist die Schalldämmung und die Isolation ein kleines Problem bei Tonnendächern.
Dadurch steigen automatisch auch die Kosten für solch eine Dachform. Die Materialkosten sind beim Tonnendach leider ziemlich hoch.
Du solltest bei Arbeitskosten und Materialkosten ungefähr mit 130 bis 180 € pro Quadratmeter rechnen. Das sind bei einer Garage in Standardgröße schon gleich einmal ca.30.000 €.
Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Tonnendach eine aufsehenerregende und anspruchsvolle Dachform ist.
Die runden Formen, die stabile Statik, die guten Platzverhältnisse und die schwere Umsetzung des Tonnendaches machen es zu einem architektonischen Meisterstück.
Wenn du bereit bist für dieses Meisterstück etwas zu investieren, wirst du mit dem Tonnendach auch auf lange Zeit sehr zufrieden sein.
Bei kleineren Projekten wie einem Gartenhaus sind die Kosten natürlich bei weitem nicht so hoch.
Ich finde diese Art der Dachform auch wirklich sehr schön. Es sieht einfach nur schnittig aus und macht wirklich etwas her. Als Dachdecker hat man ja immer so seinen Vorlieben.
Hallo Tom,
ja das hast du recht 😉
Hallo Samuel, vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich bin täglich mit Spenglerarbeiten beschäftigt und interessiere mich so sehr für die Architekturgeschichte. Die Geschichte von dem Dach von indischen Chaitya-Hallen finde ich richtig cool!
Hallo Fabian Grenu,
das freut mich. Viel Erfolg noch 😉
Eine Freundin von mir bräuchte einen Bauspengler, um ihr Dach neu zu gestalten. Sie hat mir immer von Tonnendächer erzählt, die nicht sehr üblich für normale Häuser sind, die aber ganz anders und innovativ aussehen. Jetzt habe ich etwas gelernt. Das stimmt, ein Dach ohne Kanten und Ecken ist nicht oft zu sehen!
Hallo Laura Heimisch,
das freut mich und viel Erfolg 😉
Gibt es für Tonnendächer auch IN-DACH-SOLAR-MODULE?
Ich habe so etwas auf einer Reise durch Friaul (Norditalien) gesehen.
Ich plane solches für ein Sanitärgebäude eines Wohnmobilstellplatzes.
Hallo Hans Steiner,
das kann ich dir leider auch nicht sagen. Sorry, das weiß ich nicht.