In meiner Ausbildung als Zimmerer war die Japansäge wohl das wichtigste Werkzeug. Bis heute darf in keiner Zimmerer- oder Tischler-Werkzeugkiste dieses Werkzeug fehlen. Japansägen haben große Vorteile im Vergleich zu Gestellsägen. Ich habe einige Modelle gekauft und miteinander verglichen. Ich möchte dir hier über meinen Erfahrungen mit Japansägen berichten. Nachfolgend mein persönlicher Test.
Früher wurden Werkstücke in der Regel mit Gestellsägen oder einem Fuchsschwanz bearbeitet. Diese sind heute zwar immer noch in Gebrauch, aber für Handwerker eher unpraktisch. Im Laufe der Zeit hat sich die Japansäge etabliert. Laut Wikipedia wird diese Säge auch Nokogiri (aus dem japanischen 鋸, nokogiri) genannt. Auf dem Bau oder in der Werkstatt sagen wir dazu allerdings einfach nur „Japansäge“.
Der größte Unterschied: während Gestellsägen und Feinsägen hauptsächlich auf Druck sägen, ist die Funktionsweise einer Japansäge anders: Die Japansäge schneidet in der Regel nur auf Zug. Die meisten Japansägen haben zwar auch geschärfte Zähne für die Druckrichtung, aber durch das flexible Blatt sollte man lieber darauf verzichten, sie auf Druck zu beanspruchen.
Ich möchte gerne auf die einzelnen Unterschiede näher eingehen:
Japansäge
Sägeblattdicke: 0,3 mm bis 0,6 mm
Sägeblatt: flexibel
Sägezahnrichtung: auf Zug
Einsatzgebiet: Baumschnitt, Abbund für Zimmerer oder Schreinerarbeiten
Vorteile: klein und handlich. Sauberer Schnitt.
Nachteile: beim Sägen verknickt das dünne Blatt schneller, höheres Verletzungsrisiko
Feinsägen
Sägeblattdicke: 0,5 mm bis 1,0 mm
Sägeblatt: starr
Sägezahnrichtung: auf Druck (Zähne sind verschränkt)
Einsatzgebiet: Abbund für Zimmerer oder Schreinerarbeiten
Vorteile: rustikale Säge.
Nachteile: durch den starren Rücken kann man nur kleine Werkstücke zuschneiden
Sägetypen
Unter den Japansägen gibt es verschieden Modelle.
Dōzuki – dieses Modell hat nur eine einseitig verzahnte Rückensäge. Die Dōzuki ist vor allem für Präzise Schnitte geeignet. Die Sägezähne schneiden auf Zug und sind nicht verschränkt. In der Regel ist das Blatt ca. 0,3 mm dick.
Geeignet für: Schrägschnitte, Querschnitte und präzise Schnitte
Nachteile: durch den Rücken kann man nur relativ kleine Werkstücke zuschneiden
[alert style=“danger“]Hinweis: Du kannst mit der Dōzuki auch Kunststoff oder Hartholz sägen. Achte aber darauf, dass keine Nägel oder Steine im Werkstück stecken. Ansonsten wird deine Dōzuki oder eine andere Japansäge schnell unbrauchbar:
Hier war ich sehr unvorsichtig und habe einen Nagel erwischt. Das passiert vor allem dann, wenn man alte Hölzer zuschneiden möchte. Da verstecken sich irgendwie immer Nägel. [/alert]
Kataba – ähnlich wie das Dōzuki-Modell nur dadasss hier der Rücken fehlt. Das Blatt ist flexibel und die Schnitte sind sehr genau. Dieses Modell habe ich in meiner Zimmerer Ausbildung genutzt. Für den Abbund nutze ich das noch heute. Die Zähne schneiden auf Zug. Einige Modelle haben verschränkte Zähne.
Geeignet für: Schrägschnitte, Querschnitte und präzise Schnitte
Nachteile: das Sägeblatt ist sehr flexibel, bei zu viel Druck kann es im Werkstück verklemmen.
Ryōba – diese Japansäge hat ein beidseitig verzahntes Blatt. Der Vorteil an dieser Säge: du kannst Rasend schnell dein Sägeblatt wechseln und zwischen Längs- und Querschnitten variieren. Das spart Zeit und ist vor allem bei Wettbewerben sehr praktisch.
Geeignet für: Schrägschnitte, Querschnitte und Längsschnitte
Nachteile: das Sägeblatt ist sehr flexibel und deswegen gilt auch hier: bei zu viel Druck kann es im Werkstück leicht verklemmen.
Die Japansägen haben entweder einen 20-30 cm langen hölzernen oder einen gekrümmten Griff aus Kunststoff. Die Sägeblätter sind aus einem Stück geschmiedet. Bei neueren Modellen lassen sich die Klingen sehr schnell auswechseln. Entweder durch eine Schraube oder durch eine Spannvorrichtung.
Nachfolgend ein Beispiel für eine Japansäge mit einem gekrümmten Kunststoffgriff und einer Spannvorrichtung ohne Schraube:
Die Zähne sind sehr viel schärfer als zum Beispiel bei einer Feinsäge oder einer Gestellsäge. Das bedeutet dann natürlich auch: höheres Verletzungsrisiko. Die Umstellung von einer Feinsäge auf eine Japansäge erfordert zwar Zeit, aber ich empfehle das jedem.
Verzahnungsarten
Jedes Modell hat noch einmal unterschiedliche Verzahnungsarten. Je nach Einsatzgebiet brauchst du eine andere Verzahnung. Querschnitte erfordern beispielsweise eine andere Verzahnung als Längsschnitte.
Dreiecksverzahnung: die Dreiecksverzahnung hat, wie die Gestellsäge, leicht verschränkte Zähne. Die Form der Zähne gleicht einem V. Diese Verzahnung eignet sich vor allem für Längsschnitte, dafür ist die Schnittqualität nicht so genau.
Trapezverzahnung – die Trapezverzahnung wird mit einem wechselseitigen Anschliff versehen. Die Schnittflächen sind messerscharf. Die Zähne schneiden zwar auf Zug und Druck, jedoch solltest du beim Sägen die Säge nur auf Zug belasten. Die Schnittfläche ist so präzise, dass man bei richtiger Anwendung nichts nacharbeiten muss. Diese Verzahnung eignet sich vor allem für Querschnitte und Diagonalschnitte. Die Schnittqualität ist sehr genau.
Universalverzahnung – die Universalverzahnung ist eine Mischung aus den beiden oben genannten Verzahnungsarten. Diese Verzahnung eignet sich für Quer-, Längs- und Diagonalschnitte. Ich habe damit aber keine so guten Erfahrungen gemacht. Der Querschnitt war zu ungenau und für den Längsschnitt braucht es einfach eine Dreiecksverzahnung.
Pflege
Eine Japansäge hält ewig, wenn du sie richtig pflegst und dafür sorgst, dass keine Nägel bzw. Steine im Werkstück vorhanden sind. Ansonsten ergeht es dir wie mir und du hast eine unbrauchbare Säge:
Wenn du deine Japansäge lange nicht nutzen solltest, kann es vorkommen, dass sich am Sägeblatt Flugrost ansetzt. Um das zu vermeiden, solltest du deine Säge einölen. Achte jedoch beim nächsten Sägen darauf, dass keine Ölspuren am Werkstück haften bleiben. Das gibt unschöne Flecken.
Kosten
Wie schon erwähnt, gibt es verschiedene Modelle. Preiswerte Japansägen bekommt man schon ab 10 €. Davon darf man aber nicht zu viel erwarten. Die Modelle weisen oft sehr unterschiedliche Qualitätsverluste auf. Zum Beispiel die Qualität des Metalls oder der Zähne. An dieser Stelle gibt es bestimmt sehr viele Vorlieben und Einsatzgebiete. Um einen Allrounder zu empfehlen, möchte ich das Modell Ryoba Komane 240 herausstellen. Dieses Modell ist zwar nicht das billigste, aber du wirst lange Freude daran haben. Mit diesem Modell habe ich meine Gesellenprüfung abgeschlossen und ich bin bis heute sehr zufrieden damit.
Fazit
Japansägen sind handlich und sehr präzise. Grobe Schnitte für Verschalungen oder feine Schnitte für den Abbund: die Japansäge ist für viele Einsatzgebiete einfach nur praktisch. Was mir sehr gut gefällt: Die Japansäge lässt sich schnell zusammenbauen und passt in fast jede Werkzeugkiste.
Japansägen haben meiner Meinung nach mehr Vorteile als Nachteile. Welches Modell am besten ist, ist am Ende eine Geschmacksfrage. Hätte ich die Wahl zwischen einer Gestellsäge, Feinsäge oder einer Japansäge, wäre meine Entscheidung glasklar: die Japansäge.
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir weitergeholfen!
Hey, ich bin Samuel. Schön, dass du da bist. Als gelernter Zimmerer und leidenschaftlicher Handwerker beschäftige ich mich gerne mit Fragen rund ums Handwerk. Auf meinem Blog „BAUBEAVER“ teile ich mein Wissen mit dir. Weiterlesen …
12 Gedanken zu „Japansägen“
Wirklich toller Artikel! Super geschrieben, vielen Dank dafür.
Danke für den Artikel. Das bringt mich als Nicht-Profi und selten-Handwerker einen Schritt weiter.
Trotzdem noch 2 Fragen:
1. Problem: ich habe einen Bambus mit ca. 6cm Durchmesser und möchte den in Stücke sägen (ca. 15 cm lang), also Querschnitte.
Eignet sich hier eher Ryoba mit Trapez oder Kataba?
2. anschließend möchte ich quasi quer durch die Stücke ein Loch bekommen, durch das eine andere Bambusstange geschoben wird. Da hier viel von präzisen Schnitten die Rede ist, frage ich mich, ob man das mit einer der Sägen auch hinbekommen kann. Also quasi Linsenförmig aussägen, oder man dann dich zu irgendeiner Art von Bohren greift?
zu 1: würde ich Ryoba empfehlen.
zu 2: in Südamerika habe ich das öfter mal ausprobiert. Deswegen: Auf jeden Fall Bohren! Und im Anschluss mit einem Stecheisen nach bearbeiten.
wir haben eine große Sorge: wir müssen in ein „IKEA Expedit-Regal, 4×4“ im rechten „dünnen Boden“ einen Ausschnitt sägen – das sollte nicht weiter schwierig sein. Problematisch ist, dass auf dem Regal ein laufendes Aquarium steht, dass nicht verrückt werden kann. Unsere Befürchtung ist, dass das Vorbohren für das Sägeblatt und das Sägen selbst zuviel ERschütterung oder Vibrationen verursacht und das Aquarium das nicht aushällt. Gibt es eine Möglichkeit, die Sägearbeiten möglichst vibrationsarm durchzuführen? Vielen Dank vorab für Ihre Hilfe.
Mit freundlichem Gruß, S. Scholz
Ballistol oder Kamelienöl. Letzteres ist auch gut zum ölen von nicht-rostfreien Küchenmessern, leicht beanspruchten Holzteilen und für die Körperpflege 😀
Wirklich toller Artikel! Super geschrieben, vielen Dank dafür.
Liebe Grüße,
Lari
Hallo, was ist die bessere Wahl, 180 oder 240 mm
Danke für die Info.
Hallo Herbert,
für was willst du die Säge hauptsächlich nutzen?
Hallo, eignet sich eine Japansäge demnach auch besser, um einen Baumstamm zu Brettern, sozusagen im Längsschnitt, zu sägen?
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank im Voraus!
Hallo Oerth,
das würde ich eher nicht empfehlen. Da würde ich eher einen Gang zum Sägewerk empfehlen oder wenn der Stamm klein ist, mit einer Bandsäge arbeiten…
Danke für den Artikel. Das bringt mich als Nicht-Profi und selten-Handwerker einen Schritt weiter.
Trotzdem noch 2 Fragen:
1. Problem: ich habe einen Bambus mit ca. 6cm Durchmesser und möchte den in Stücke sägen (ca. 15 cm lang), also Querschnitte.
Eignet sich hier eher Ryoba mit Trapez oder Kataba?
2. anschließend möchte ich quasi quer durch die Stücke ein Loch bekommen, durch das eine andere Bambusstange geschoben wird. Da hier viel von präzisen Schnitten die Rede ist, frage ich mich, ob man das mit einer der Sägen auch hinbekommen kann. Also quasi Linsenförmig aussägen, oder man dann dich zu irgendeiner Art von Bohren greift?
Danke für die Tipps
Karsten
Hallo Karsten,
zu 1: würde ich Ryoba empfehlen.
zu 2: in Südamerika habe ich das öfter mal ausprobiert. Deswegen: Auf jeden Fall Bohren! Und im Anschluss mit einem Stecheisen nach bearbeiten.
Guten Tag,
wir haben eine große Sorge: wir müssen in ein „IKEA Expedit-Regal, 4×4“ im rechten „dünnen Boden“ einen Ausschnitt sägen – das sollte nicht weiter schwierig sein. Problematisch ist, dass auf dem Regal ein laufendes Aquarium steht, dass nicht verrückt werden kann. Unsere Befürchtung ist, dass das Vorbohren für das Sägeblatt und das Sägen selbst zuviel ERschütterung oder Vibrationen verursacht und das Aquarium das nicht aushällt. Gibt es eine Möglichkeit, die Sägearbeiten möglichst vibrationsarm durchzuführen? Vielen Dank vorab für Ihre Hilfe.
Mit freundlichem Gruß, S. Scholz
Hallo Sabine Scholz,
wenn du möchtest kannst du mir von der Lage gerne eine Bild zusenden. Ich kann mir das gerade nicht so gut vorstellen. 🙂 Email findest du hier.
Hallo,
toller Artikel. Ich wollte einmal fragen, was sich für ein Öl eignet um so eine Säge zu pflegen. Tut es da normales Haushaltsöl ?
Grüße
Hallo Matze,
Ballistol oder Kamelienöl. Letzteres ist auch gut zum ölen von nicht-rostfreien Küchenmessern, leicht beanspruchten Holzteilen und für die Körperpflege 😀