Gehör und Gehörschutz

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Ohrstöpsel hatte bestimmt jeder von uns schon einmal in den Ohren. Sei es weil der Partner nachts schnarcht, im Flugzeug, auf einem Konzert oder eben bei der Arbeit. Wie unser Gehör eigentlich
aufgebaut ist und wie ein Gehörschutz bestenfalls aussieht, das erkläre ich euch in diesem Beitrag.

Hören kann auch als akustische Wahrnehmung bezeichnet werden. Unser Sinn nimmt Schwingungen aus unserer Umgebung wahr. Das können Schwingungen aus der Luft, dem Wasser oder auch über den Boden sein. Unser Hörsinn beschränkt sich auch nicht nur auf unsere Ohren. Unser ganzer Körper kann Schwingungen aus der Umgebung aufnehmen.

Wusstest du schon?

Bei sehr hoher Dauer-Lärmbelastung (ab125 dB) am Arbeitsplatz ist unter Umsständen sogar ein Schallschutzanzug sinnvoll. Das Innenohr registriert nämlich auch Schallwellen, die über den kompletten Körper aufgenommen werden.

Luftschall wird in Körperschall umgewandelt und über den ganzen Körper verteilt. Über das Skelett und den Schädelknochen gelangt die Schwingung bis zum Innenohr. Eingesetzt werden diese Anzüge am Flughafen oder bei der Armee. Sie bestehen aus einer Textil-Leder-Kombination.

Sehr interessant ist dass wir auch wahrnehmen können aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Das können wir unter anderem weil wir zwei Ohren haben (binaurales Hören). Die Informationen beider Ohren gelangen ins Gehirn und werden dort verrechnet. Dabei wertet das Gehirn die Laufzeitunterschiede und Pegelunterschiede zwischen beiden Ohren aus.

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Wusstest du schon?

Als Laufzeitunterschied wird die Zeit bezeichnet die der Schall braucht um von einem Ohr bis zum anderen zu gelangen. Das Ohr-Gehirn-System ermittelt diesen Zeitunterschied und kann so leichter erkennen von wo der Schall herkam.

Der Pegelunterschied bezieht sich auf den Lautstärkepegel. Die Lautstärke des Schalls ist an dem Ohr an dem er zuerst ankommt höher als an dem anderen. Diesen minimalen Unterschied kann das Gehirn ebenfalls für die Auswertungen heranziehen.

Aber auch mit einem Ohr können wir die Richtung ausmachen (monaurales Hören). Hierbei werden vom Ohr an das Hirn weitergegebene Informationen über das Schallspektrum verarbeitet. Durch das monaurale Hören ist übrigens auch erst das lokalisieren von oben, unten, hinten und vorne möglich.

In der Grafik rechts kannst du sehen bis zu welcher Lautstärke wir Musik oder Sprache wahrnehmen können.

Wusstest du schon?

Als Schallsperktrum wird die Verteilung des Schalldrucks bezeichnet. Diese ist auch abhängig von der Frequenz eines Schallsignals.

Mache den Gehörschutz test!

Du hast einen lauten Arbeitsplatz? Dann teste doch einmal mit diesem Hörtest ob dein Gehörschutz seine Arbeit getan hat!

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Wenn du von ca. 60Hz bis ca.15.000Hz den Ton wahrgenommen hast, sind deine Ohren in Ordnung! Du kannst dein Gehör auch mit der oben abgebildeten Grafik vergleichen.

Gehörschutzstöpsel oder Gehörschutz mit Radio?

Du möchtest dein Gehör besser schützen? Dann hast du viele Möglichkeiten. Ich zeige dir hier einmal einige davon. Es gibt drei große Gruppen an Gehörschutzmöglichkeiten. Das sind der Kapselgehörschutz die Gehörschutzstöpsel und Otoplastiken. Zusätzlich gibt es auch noch den oben erwähnten Schallschutzanzug. Dieser wird allerdings nur sehr selten eingesetzt.

Kapselgehörschutz

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Besonders auf Baustellen und den kurzzeitigen Gebrauch wird der Kapselgehörschutz eingesetzt. Es handelt sich hierbei um Kopfhörerähnliche Kapseln die das komplette Ohr umschließen. Der Vorteil dieser „Kopfhörer“ ist, dass sie leicht an und abgezogen werden können. Die Schützer sind mit schalldämmendem Schaumstoff ausgekleidet.

Es gibt auch „spezielle Kapselgehörschützer“. Diese sind etwas hochwertiger und beispielsweise mit einer pegelabhängigen Dämpfung oder mit einem Radio ausgestattet.

Die pegelabhängigen Dämpfung ist praktisch wenn unter starkem Lärm gearbeitet wird, aber immer wieder Gespräche geführt werden müssen. Hierbei ist an der Außenseite der Kopfhörer ein Mikrofon eingebaut. Damit werden Umgebungsgeräusche aufgenommen und über einen kleinen Lautsprecher in die Ohrmuschel weitergegeben. Laute Geräusche werden dabei sofort gedämpft, Gespräche sind aber weiterhin möglich.

Gehörschutzstöpsel

Es wird zwischen drei unterschiedlichen Arten von Gehörschutzstöpseln unterschieden:

  • vor Gebrauch zu formende Stöpsel
  • fertig geformte Stöpsel
  • Bügelstöpsel

Wusstest du schon?

Umgangssprachlich werden Gehörstöpsel oft „Ohropax“ genannt. Ohropax ist ein deutscher Hersteller solcher Ohrstöpsel. Das Wort setzt sich aus den Wörtern „Ohr“ und „Pax“ (lat. „Frieden“) zusammen.

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Vor Gebrauch zu formende Stöpsel gibt es aus verschiedenen Materialien. Es eignen sich Stöpsel aus wachsgetränkter Wolle, Schaumstoff oder Silikon.

Der Gehörschutz aus wachsgetränkter Wolle wird zuerst in der Hand geknetet und dann in den Gehörgang gesteckt. Dabei passt sich das warme Wachs gut den Gehörgang an. Sie können nicht gereinigt werden und sollten deshalb nicht zu oft wiederverwendet werden.

Stöpsel aus Schaumstoff werden zuerst zusammengerollt und dann in den Gehörgang gesteckt. Der Schaumstoff dehnt sich dann aus und passt sich dem Ohr an.

Fertig geformte Gehörschutzstöpsel bestehen aus weichem Kunststoff. Diese müssen nur in den Gehörgang eingeführt werden. Je nach Ohrform kann es allerdings unangenehm sein diese zu tragen.

Auch die beiden Ausführungen aus Kunststoff und Schaumstoff lassen sich nicht reinigen und sollten deshalb häufig ausgewechselt werden. Der Schaumstoff verliert auch schnell an Elastizität und kann dadurch nicht mehr so gut Dämpfen. Je tiefer die Gehörschutzstöpsel sitzen, desto höher die Schalldämmung.

Otoplastiken – angepasster Gehörschutz

Wenn du regelmäßig Gehörschutz benötigst, der nicht gesehen werden soll, zum Beispiel als Musiker kannst du dir auch individuell angefertigte Otoplastiken zulegen. Solch ein Gehörschutz sitzt immer gleich und der Tragekomfort ist um einiges höher.

Dabei lässt du dir beim Hörgeräteakustiker ein Modell deines äußeren Gehörgangs und einem Teil der Ohrmuschel herstellen.

Wusstest du schon?

Bei Otoplastiken, wie aber auch bei anderen Gehörschutzmöglichkeiten kann sich das Klangbild etwas verzerren. Die verschiedenen Töne und Frequenzen werden unterschiedlich stark gedämpft. Das ist vor allem wichtig für Musiker. Es besteht bei Otoplastiken teilweise die Möglichkeit einen akustischen Filter einzubauen. So bleibt das lineare, oder ausgeglichene, Klangbild erhalten.

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Ein Nachteil an Otoplastiken ist auch, dass sie sehr teuer sind. Da sie aber um ein Vielfaches länger gebraucht werden können ist der Kauf dieser individuellen Variante trotzdem eine Überlegung wert. Es gibt Modelle ab 15€ das Paar bis 200€ das Paar. Das ist jeweils auch abhängig vom Material.

Für Otoplastiken werden drei Materialien verwendet. Die längste Lebensdauer davon hat Acryl. Dafür muss erst eine Negativform des Ohres gemacht werden, aus der dann die Gehörschutz erstellt wird. Diese sind auch sehr leicht zu reinigen.

Ebenfalls für die Herstellung von individuellem Gehörschutz geeignet ist Fotoplast. Dieses ist etwas höherwertiges Acryl und lässt sich auch gut reinigen.

Sehr angenehm zu tragen sind Otoplastiken aus Silikon. Diese passen sich den Bewegungen an. So spürt man sie beispielsweise viel weniger beim reden. Auch diese sind leicht zu reinigen. Die Variante aus additionsvernetzendem Silikon ist zwar günstiger, hat allerdings auch eine viel niedrigere Lebensdauer.

Fazit

Wichtig ist, dass du deine Ohren vor hohen Lautstärken schützt. Ob an deiner Werkbank oder in lauter Umgebung. Zur Auswahl stehen dir der Kapselgehörschutz, Gehörsschutzstöpsel oder Otoplastiken. Welche Art des Schutzes für dich der richtige ist, hängt von der Art der Arbeit, der Umgebung und nicht zuletzt auch vom persönlichen Geschmack ab.

Hey, ich bin Samuel. Schön, dass du da bist. Als gelernter Zimmerer und leidenschaftlicher Handwerker beschäftige ich mich gerne mit Fragen rund ums Handwerk. Auf meinem Blog „BAUBEAVER“ teile ich mein Wissen mit dir. Weiterlesen …

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