Erlenholz gehört zu den beliebtesten Holzarten für den Bau von Möbeln, Türen oder Instrumenten. Aber auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise im Gartenbau und Weiteren, findet Erlenholz als Nutzholz Anwendung.
Auch viele Hobby-Handwerker fasziniert das schöne Holz des Laubbaumes. Es eignet sich sehr gut, neben dem Erstellen von Möbeln, für viele verschiedene kleinere Holz- und Bastelarbeiten, wie beispielsweise das Herstellen von Schatullen und Schmuckkästen, Zigarrenkisten, Dosen, Vasen oder Spielzeuge für Kinder und vieles andere mehr.
Fakt 1: Vorkommen und Eigenschaften
Erlenbäume gehören zu der Pflanzenfamilie der Birkengewächse und der Gattung Alnus. Die verschiedenen Erlenarten sind folgende:
- Weißerle, Grauerle, Nordische Erle = Alnus incana
- Schwarzerle, klebrige Erle, Roterle = Alnus glutinosa
- Grünerle = Alnus viridis
- Amerikanische Roterle (Red Alder) = Alnus Rubra
Erlen kommen in ganz Europa bis nach Vorderasien und Sibirien vor. Ebenso sind Erlen bis nach Nordwest-Afrika und im Westen von Nordamerika, von Kalifornien bis nach Alaska, zu finden. Sehr große Vorkommen an Erlen in Europa sind beispielsweise in den skandinavischen Ländern vorhanden. Oftmals stehen sie besonders gern an den Ufern von Flüssen und Bächen, wie beispielsweise in Estland oder Polen. Aber auch in den südeuropäischen Ländern, wie beispielsweise in Italien werden Erlen gern in Gärten und Parks angepflanzt. Die im Sommer grünen Laubbäume sind oftmals groß und schlank.
Die Bäume können Höhen bis zu 20 Meter und mehr erreichen. Der Durchmesser beträgt ungefähr 30 bis 80 cm oder auch bis zu einem Meter. Astfreie Schaftlängen können bis zu 15 Meter bestehen. Aber auch Erlen in Buschform sind möglich. Junge Erlenbäume weisen häufig eine grünliche Rinde auf, die bei einem höheren Alter des Baumes ein dunkelbraunes und sehr rissiges Erscheinungsbild annimmt.
Die Holzfarbe und die Struktur des Erlenholzes tragen in sehr großem Maße zu der Beliebtheit und vielseitigen Einsetzbarkeit des Holzes bei. Der Kern und der Splint des Erlenholzes sind mit einer einheitlichen hellgelb-rötlichen bis orangefarbenen Farbe ausgestattet. Direkt nach dem Fällen des Baumes können die frischen Schnittflächen in einem auffälligen und kräftigen Orangerot erscheinen.
Das Erlenholz erscheint sehr leicht matt glänzend. Je nach Erlenart sind die Tönungen kräftiger oder heller, wie beispielsweise bei der Weißerle.
In der Struktur zeichnet sich Erlenholz durch seine Feinporigkeit aus. Die Fasern sind gradlinig angeordnet. Im Längsschnitt der Erle sind die feinen über das Holz zerstreuten Gefäße kaum zu erkennen. Die Grenzen der Jahresringe verfügen über eine höhere Faserdichte. Sie sind bei älterem Spätholz aufgrund der Dichte und Verringerung an Poren leicht erkennbar. Feine und dicht stehende Holzstrahlen können radial gebündelt und unregelmäßig auftreten.
Erlenholz ist leicht und weich, wobei das Erlenholz der Weißerle sich noch feiner und weniger fest als die Schwarzerle zeigt. Oftmals sind bei den verschiedenen Erlenhölzern Markflecken in unterschiedlichen Größen und Färbungen bis Dunkelbraun vorhanden. Weißerle ist weniger elastisch als das Erlenholz der Schwarzerle, lässt sich aber leicht biegen. Schwarzerle verfügt über eine höhere Tragfähigkeit.
Eine weitere Eigenschaft von Erlenholz ist zum Beispiel sein hoher Gerbstoffgehalt. Unter Wasser ist Erlenholz sehr dauerhaft. Es wird daher auch gern im Unterwasserbau verwendet. Trotz der Dauerhaftigkeit unter Wasser ist Erlenholz nicht witterungsbeständig und sehr anfällig für den Befall von Schädlingen, wie beispielsweise Pilze und Insekten. Erlen können bei der Trocknung leicht verstocken. Das trockene Holz kann sehr anfällig für den Befall von verschiedenen Wurmarten werden. Fehlerhaftes Erlenholz ist beispielsweise an einem dunklen Kern oder Krümmungen zu erkennen.
Zum Schutz von frischem geschnittenen Erlenholz sollte es trocken gelagert und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Das Kurzzeichen gemäß DIN-Norm 4076 für Erle ist ER, das europäische Kurzzeichen gemäß der DIN EN 13556 für Grauerle ist ALIN, EU und für die Schwarzerle ALGL, EU.
Wusstest du schon?
Aufgrund der Feinporigkeit und der schönen gelblich-orangefarbenen Tönung wird Erlenholz auch als Ersatz für Edelhölzer genutzt. Besonders die Amerikanische Roterle wird gern anstelle von Kirschbaum verwendet. Erlenholz lässt sich sehr gut beizen und damit farblich verändern. So dient es auch als Ersatz oder Imitation von Edelhölzern, wie beispielsweise Ebenholz, Mahagoni, Nussbaum, Kirschbaum, Teakholz und anderen Holzarten.
Weitere Namen für Arten von Erlenholz sind beispielsweise die Schwarz-Roterle, die Oregon-Erle und die Italienische Erle oder Neapolitanische Erle (Alnus cordata). Ebenso ist Erlenholz unter folgenden Handelsnamen der jeweiligen Länder bekannt:
- Common alder und Black alder in Großbritannien und englischsprachigen Ländern
- Elzen in den Niederlanden
- Aulne commun, Vergne, Aulne noir in Frankreich
- Amieiro in Portugal
- Aliso, Ameneriro, Alano nigro in Spanien
- Alno ontana, Ontano nero in Italien
- Hhamarayah in arabischsprachigen Ländern
Technische Daten
- Dauerhaftigkeitsklasse: 5 – nicht dauerhaft
- Rohdichte (12 bis 15 % Holzfeuchte): Mittelwert 550 kg/m³, Grenzwerte 490 – 640 kg/m³
- Druckfestigkeit liegt bei 47 – 55 N/mm²
- Biegefestigkeit 85 – 97 N/mm²
- Scherfestigkeit: 4,5 N/mm²
- Zugfestigkeit – ZBI | ZBII: 2,0 – 7,3 | 94 N/mm²
- Elastizitätsmodul: 7.700 – 11.760 N/mm²
Fakt 2: Verarbeitung und Verwendung
Erlenholz findet hauptsächlich Verwendung als gesägtes Holz. Aber auch geschält wird es zu Furnier für Sperrholz verarbeitet. Durch die Feinporigkeit geraten die bearbeiteten Oberflächen von Erlenholz besonders sauber und glatt. Durch anschließendes Polieren erhält es einen schönen matten bis starken Glanz je nach Weiterverarbeitung. Es ist ebenso besonders gut für Drechsel- und Schnitzarbeiten geeignet. Farbliche Veränderungen sind leicht durch das Beizen zu erreichen.
Aufgrund dieser vielfältigen Eigenschaften zur Ver- und Bearbeitung findet das Erlenholz große Verwendungsmöglichkeiten, wie beispielsweise…
- für Drechsler- und Schnitzarbeiten
- in der Schreinerei und Möbeltischlerei für Massivholzmöbel oder als Furnier für Sperrholzplatten, Blindholz bei Innenausbauten
- für Gartengeräte, Stiele für Schaufeln und andere Werkzeuge, Besenstiele, Leisten, Pinsel, Kästen und Kisten
- im Instrumentenbau zum Beispiel als Akkordeongehäuse, für Gitarren und Weiteres
- für Paletten
- als Modelholz
- als Späne für Räucherwaren
- eingefärbt als Ersatzholz oder Imitation von Edelhölzern, wie zum Beispiel Mahagoni, Kirsch- und Nussbaum
- für Spielzeuge verschiedenster Art
und vieles andere mehr. In früheren Zeiten wurde Erle besonders gern zur Herstellung von Holzschuhen verwendet. Die traditionellen Holzschuhe aus den Niederlanden sind oftmals auch heute noch aus Erlenholz gefertigt.
Fakt 3: Maserung
Erlenholz verfügt über eine zwar feine aber sehr lebhafte Maserung. Es kann von mehreren Astlöchern oder verschiedengroßen dunkelbräunlichen Einsprenkelungen der Markstrahlen durchzogen sein. Gebündelte Markstrahlen, auch „falsche Markstrahlen“ genannt sind besonders an den radialen Flächen vorhanden.
Je nach Verwendung können die Markstrahlen, Einsprenkelungen und Astlöcher das Erscheinungsbild sehr bereichern und sogar erwünscht sein, beispielsweise bei der Herstellung von Tischplatten oder anderen großflächigen Möbelfronten. Bei anderen Verwendungen, beispielsweise der Herstellung von Drechsel-und Schnitzarbeiten wird ein eher einheitliches Stück Erlenholz bevorzugt.
Fakt 4: Schwinden und Trocknung
Das Erlenholz kann sowohl in Kammer- als auch in Freiluft getrocknet werden. Das Trocknen verläuft schnell, ohne dass sich das Holz in bedeutendem Umfang verformt oder schwindet. Die Schwindmaße betragen:
- Radiales Schwindmaß 4,3 %
- Tangentiales Schwindmaß 9,3 %
- Axiales Schwindmaß 0,4 %
Fakt 5: Beständigkeit und Qualität
Erle kann sehr schnell von Holzwürmern (Anobien) befallen und dann zu Holzstaub verwandelt werden. Aus diesem Grund eignet sich Erlenholz nicht für Bauten im Freien oder tragende Konstruktionen beispielsweise beim Hausbau. Es ist zwar ein recht zähes, aber nur wenig festes Holz in der Holzklasse 5 für „nicht dauerhaft“. Allerdings eignet sich Erlenholz hervorragend für Bauten unter Wasser, zum Beispiel für Abstützungen des Erdreiches beim Teichbau oder anderen Uferbefestigungen. Neben der Eiche ist im Unterwasserbau das Erlenholz am stärksten haltbar im Vergleich zu anderen europäischen Holzarten.
In der Möbeltischlerei sollten möglichst Holzstücke von einem Stamm verwendet werden, da Erlenholz je nach Qualität mit einer großen Anzahl an Astlöchern versehen sein kann. Auch die gelblich bis orangerot und bräunliche Färbung kann bei einem unterschiedlichen Alter des Erlenholzes stark variieren. Hier sollten die passenden Holzstücke beispielsweise beim Instrumenten- oder Möbelbau sorgfältig ausgewählt werden.
Die warme an Honig erinnernde Farbe des Erlenholzes gilt bei vielen Liebhabern von Massivholzmöbel als ein Zeichen für gesunde Lebensqualität. Möbel aus Massivholz erhalten ihre Fähigkeit zu „Atmen“ und können somit für die Verbesserung des Raumklimas sorgen. Aus diesem Grund ist die Verwendung in der Verarbeitung zu Massivholzmöbeln mit dem steigenden Bewusstsein zu einem gesunden und nachhaltigen Einrichtungsstil der Verbraucher stark gestiegen.
Fakt 6: Pflege
Aufgrund der Feinporigkeit ist Erlenholz sehr pflegeleicht. Verschmutzungen durch Staub sind selten und häufig reicht es vollkommen aus, das Holz mit einem leicht feuchten Tuch abzuwischen. Eine gelegentliche Behandlung mit Holzwachs oder Holzöl, wie beispielsweise auch Leinöl, sorgen für eine größere Widerstandsfähigkeit und sorgt für einen schönen matten oder auch stärkeren Glanz. Umso sorgfältiger die Oberflächen aus Erlenholz poliert wurden, desto weniger anfällig ist das Erlenholz gegenüber Verschmutzungen durch Anhaftungen.
Lackiertes Erlenholz kann genauso gepflegt werden, wie andere lackierte Holzarten. Lackiertes Holz wird oftmals ebenfalls nur mit einem feuchten Tuch vorsichtig abgewischt, um den Lack nicht zu beschädigen. Noch nicht verarbeitetes Erlenholz sollte trocken gelagert werden, um es vor Verstockungen und Pilzbefall zu schützen.
Fazit
Erlenholz ist im Vergleich zu anderen Hölzern oder Edelhölzern deutlich kostengünstiger. Es lässt sich sehr leicht mit verschiedenen Werkzeugen bearbeiten, wie zum Beispiel Sägen, Schälen, Hobeln, Fräsen, Schnitzen und Drechseln. Auch andere Oberflächenbehandlungen, wie das Beizen oder Lackieren sind aufgrund der glatten und sauberen Oberfläche sehr gut möglich.
Aus diesem Grund wird das Holz auch gern als eingefärbte Alternative zu den kostspieligeren Edelhölzern verwendet. Durch die guten Verarbeitungseigenschaften ist Erlenholz beliebt für vielfältigste Verwendungen bei Profi- oder Hobbyhandwerkern. Verwendet wird Erlenholz bei der Herstellung von Möbeln, Spielzeugen, Instrumenten, im Unterwasserbau und in vielen weiteren Bereichen.
Hallo Samuel, vielen Dank für Deine Mühe hier informativ aufzuklären.
Nach der Lektüre ist mir bei den >Technischen Daten< aufgefallen, dass die Einheiten
für die Rohdichte (Erle) z.B. mit 0,55kg/cbm angegeben wurden.
Das wäre in meiner Vorstellung dann doch sehr leichtes Holz.
Ich denke, dass hier ein Missverständnis vorliegt und es 550kg/cbm heißen müsste.
Bitte mal prüfen und eventuell ändern.
Hallo Volker,
absolut, Danke für den Hinweis – ist korrigiert!
Hallo Samuel,
auf unserem Grundstück stehen drei Erlen, die etwa vor 40 Jahren gepflanzt wurden, diese sind jetzt sehr hoch und stehen dicht an der Grenze zum Nachbarn. Um einem möglichen Sturmereignis zuvor zukommen, haben wir uns schweren Herzen entschlossen, diese fällen zu lassen. Gerne würden wir zuvor wissen, ob es Interessenten für das Holz gibt. Es wäre mir ein Anliegen, dass das Holz in Möbeln weiterlebt. An wen kann ich mich wenden, der mir mögliche Alternativen zu Brennholz eröffnet.
Vielen Dank!
Hallo Monika,
Ich würde bei Schreinereien in der Umgebung nachfragen. Ansonsten bei einem Sägewerk.
hallo samuel,
kannst du dir vorstellen erle auch als bauholz zu verwenden? als rauspund vielleicht? gibt es nicht viele bereiche, wo tragfähigkeit u.ä. eine kleinere rolle spielt und man einwandfrei schnellwachsende bäume wie pappeln, weiden oder erlen verwenden könnte?
ich beginne grade eine zimmererlehre im kinzigtal und möchte nebenher auch mit agroforstsystemen experimenteiren, in denen ich u.a. bauholz anpflanzen möchte, eben auch über die grenzen der momentan üblichen nutzung hinaus, im hinblick darauf, umweltschonendere oder gar umweltaufbauenede weisen der holzwirtschaft zu entwickeln.
von pappel und weiden weiss ich, dass es früher und z.t. noch anderswo durchaus verwenet wurde, ich kenne es aus unterfranken in fassaden und auch schon als fussboden.
liebe grüße aus haslach,
julius
Hi Julius,
da müsste man sich die DIN-Normen genauer anschauen. Mit KVH macht man sich das Leben halt doch etwas leichter. Allein die statische Berechnung ist an sich schon sehr komplex. Aber wenn du die Zeit und Muße dazu hast, ist das sicherlich eine Möglichkeit…
Hallo Samuel ~ erst einmal lieben Dank für die übersichtliche schön gegliederte Seite ~*~ Wie eignet sich die Erle als Fußboden?
Hallo Tilo,
Erlen Parkett ist möglich und wird eingesetzt, aber die Dauerhaftigkeitsklasse ist recht schlecht. Warum sollte es Erle sein?
Hallo Samuel,
ich möchte einen Schreibtisch nachbauen, welcher in der amerikanischen Zeitschrift American Woodworker vorgestellt wurde. Der Schreibtisch wurde aus Walnussholz und Ahorn gefertigt.
Meine Frage nun:
Da Walnuss zu teuer ist, was kann man als alternativ Holz verwenden?
Erle, Esche?
Vielen Dank im Voraus!
Frohes Fest und einen gesunden Start nach 2018!
Grüße
Damiano
Hallo Damiano,
das ist ja eigentlich schon eine Alternative zu Tropenholz. Hm… Walnuss ist ja ziemlich dunkel. Erle und Esche ist da viel zu hell. Eine alternative wäre noch Apfelholz oder Rüster.
bohrlöcher in der krone und absterben des baumes, auch kein neuer austrieb aus dem baumstumpf
Hi Gerhard,
ich versteh deinen Satz irgendwie nicht 🙂