Viele Bauherren möchten ihr Holzbauprojekt lieber selbst umsetzen. Das spart nicht nur Geld, sondern wird häufig auch viel hochwertiger.
Während einige Zimmereien leider immer mehr „pfuschen“ und ein Projekt nach dem anderen heraushauen, setzt ein Bauherr meistens viel mehr Liebe und Kraft in das eigene Projekt. Viele Bauherren, die ich begleiten durfte, sind im Nachhinein für so ein „Abenteuer“ sehr dankbar.
Dabei entsteht immer wieder die Frage: Was kostet aktuell das Bauholz?
Spätestens seit den volatilen Preisen Anfang 2021 sollte man da immer wieder ein Auge darauf werfen und den richtigen Zeitpunkt abpassen. Damals hatten wir Preisunterschiede von bis zu 40 %. Die Preise können also extrem unterschiedlich sein.
Die Kosten für Bauholz sind je nach Lieferant, Qualität und Holzart unterschiedlich. In der Regel werden in Europa für Dachkonstruktionen Fichten oder Tannenhölzer verwendet. Früher wurden auch Eichenhölzer genutzt, um Dächer zu konstruieren. Heutzutage wird Eiche und Buche jedoch nur noch selten eingesetzt.
Für den Preis unterscheidet man also zwischen folgende Faktoren:
- Konstruktion: Was genau soll konstruiert werden? Ein Carport? Eine Terrasse? Ein Möbelstück?
- Qualität: Holzfeuchte, gehobelt oder ungehobelt
- Holzart: Tannenholz, Fichtenholz oder Eichenholz
- Nutzung: KVH (Konstruktionsvollholz) oder BSH (Brettschichtholz)
- Lieferanten: Wie viele benötigst du? Nur einen oder gleich mehrere?
Alle diese Faktoren sind entscheidend, um die Bauholzkosten zu ermitteln. Wenn wir davon ausgehen, dass man „normales“ Bauholz haben möchte, um etwa ein Carport zu bauen, dann sind die Kosten recht niedrig. Ein Fachwerkhaus aus Eiche ist jedoch wesentlich teurer.
Bauholz Preise: Beispiel KVH Si
Die Kosten für KVH Si belaufen sich aktuell auf 800 EUR bis 1.000 EUR pro Kubikmeter. Diese Preisspanne entsteht primär durch die oben erwähnten Faktoren.
Was bedeutet „Konstruktionsvollholz bzw. KVH“? tl;dr
Kunstruktionsvollholz (KVH) ist ein güteüberwachtes Schnittholz aus Nadelholz der Sortierklasse S 10 und einer Holzfeuchte von ω = 15 ± 3 %. Die Oberfläche ist gehobelt und gefast (KVH Si). KVH NSi ist egalisiert und gefast. KVH hat die Vereinigung Deutscher Sägewerksverbände und der Bund Deutscher Zimmermeister ins Leben gerufen. Ziel des Ganzen: ein Bauprodukt zu definieren, welches für sichtbare Holzbauteile aus Vollholz geeignet ist und zusätzlich mangelfrei und wirtschaftlich ist.
KVH Hersteller müssen Mitglied in der Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsholz e.V. sein. Außerdem müssen sie Eigen- und Fremdüberwachungen gemäß der KVH-Überwachungskriterien zustimmen. Dadurch wird garantiert, dass KVH eine konstante Qualität hat.
KVH gibt es in den Qualitätsstufen SI und NSI:
- Die Qualitätsstufe SI eignet sich für sichtbare Bereiche. Es hat eine höhere optische Oberflächenbeschaffenheit. Das wird durch eine durchgehende Hobelung erreicht, bei der auch die Längskante gefast wird.
- NSI wird dagegen besser für den nicht sichtbaren Bereich eingesetzt. Die Qualität der Oberfläche ist hier geringer.
Konstruktionsvollholz wird übrigens aus europäischem Nadelholz und nachhaltig beforsteten Wäldern hergestellt. Bei der Trocknung werden in der Regel Hobelspäne oder Sägemehl als Energieträger eingesetzt. KVH ist also auch beim näheren Hinschauen ein nachhaltiger Baustoff und hat eine ziemlich gute Ökobilanz.
Absturz beim Bauholz-Preis?
Die sinkenden Bauholzpreise an den Börsen haben im Juni 2022 für zusätzliche Unsicherheit gesorgt. Kann man jetzt Holz günstig kaufen?
Mit dem, was Holzbaubetriebe zurzeit in Deutschland erleben, haben diese Entwicklungen leider nicht viel zu tun. Was steckt dahinter?
Zuerst einmal beziehen sich solche Analyseberichte meist auf die Entwicklungen auf dem US-Markt. Aber natürlich hat das Ganze auch Folgen für den Holzbau in Deutschland. Welche?
Wichtig zu wissen: Holz ist kein Tagespreisgeschäft. Das nimmt meiner Meinung nach dem Thema gleich etwas die Aufgeregtheit. Der Holzmarkt erlebt hierzulande keine so extremen Schwankungen wie auf dem Weltmarkt, eher langfristige Wellen.
Die Holzbranche spürt auch in Deutschland, dass sich die Preise etwas beruhigt haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Gütern ist die Lage auf dem Holzmarkt momentan ziemlich positiv. Ein Absturz, von dem in den Meldungen zu den US-Börsenpreisen die Rede war, ist hier allerdings nicht sichtbar.
Aber woher kommt der plötzliche positive Wandel? Mitten im Ukraine-Krieg?
Das hat nichts mit Börsenspekulationen zu tun. Viel mehr liegt das an dem Kaufverhalten der Menschen. In der Zeit des Lockdowns gab es ein enormes Interesse an Immobilien. Außerdem wurde renoviert, wo es nur ging. Durch Inflation und Zinserhöhung stecken die meisten momentan allerdings viel weniger Geld in die Renovierung ihrer Immobilien.
In den USA wird klassischerweise sehr viel mit Holz gebaut. Dadurch hat der Bauboom in der Pandemiezeit auch den Bauholz-Preis stark beeinflusst. Die Weltmarktpreise haben darauf sofort reagiert. In Deutschland lässt sich das allerdings nicht eins zu eins abbilden. Die Betriebe planen mit einem sehr langen Vorlauf. Holz, das jetzt verbaut wird, wurde schon vor Monaten bestellt.
Fazit
Es gibt also sehr viel Aspekte, die den Preis von Holzbauten bestimmen. Es ist bei Weitem nicht nur der Materialpreis selbst.
Die Preise für Bauholz können sehr variieren. Es hängt sehr viel davon ab, was man genau bauen möchte und welche Dimensionen die Hölzer haben sollen.